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HAGENAUER. Wiener Moderne und Neue Sachlichkeit.: Wenn die Mäuse vor dem Schminkspiegel tanzen

Sie sind Stiefkinder der Kunstgeschichte: private Manufakturen zwischen Kunst, Handwerk, Design und Kunstgewerbe; nicht gerade die Wiener Werkstätte, aber doch die, die sie sich zum Vorbild nahmen, die aus den "Wiener Bronzen" hervorgingen oder auch in Keramik arbeiteten – Auböck, Hagenauer, Bosse und andere. Sammler (von denen die meisten Exponate kommen) lieben und schätzen die Produkte, was aber, wie man weiß, mit den Klassifizierungen von Kunsthistorikern durchaus nicht immer konform geht. Für die Werkstätte Hagenauer hat jetzt Olga Kronsteiner eine erste Aufarbeitung in Form einer Ausstellung mit Buchpublikation in Angriff genommen. Schwerpunkt ist die Ära der beiden Söhne des Gründers: Karl, der Ausbildung nach Architekt, Strnad-Schüler und befreundet mit Walter Loos und Josef Frank - und Franz, der Bildhauer, beeinflusst von Schlemmer, Lehmbruck, Brancusi, Modigliani. Nicht nur seine extrem reduzierten, scheinbar papierdünn getriebenen Frauenköpfe zeigt die ebenso leicht und reduziert wie ihre Exponate gestaltete Ausstellung in der Kassenhalle der PSK, auch die grotesken Tierfiguren, die die Firma berühmt machten, etwa eine ganze Reihe stilisierter tanzender Miniatur-Mäuse oder eine fantastische Messing-Kühlerfigur mit Hupenrüssel, Stielaugen und Hörnern. Mit Erich Boltenstern arbeitete man zusammen, mit Oswald Haerdtl, und war mit Messing, Kupfer und Alpaka, seltener Holz, immer wieder siegreich auf Triennalen und Expos. Später, in den Fünfzigern, machten die Hagenauers kurz auch in Möbeln und Lampen – ein kurzlebiges, wenn auch im Design sehr gelungenes Experiment. Wie Sessel, Beistelltische und Lampen sind auch Schminkspiegel, Kerzenleuchter und Keksdosen alle von höchster neusachlicher Ästhetik mit leichten Prisen von Skurrilität oder auch Art-Déco-Glamour. Für viele sicher eine Neuentdeckung. Und jedenfalls eine lohnende.
Mehr Texte von Iris Meder †

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HAGENAUER. Wiener Moderne und Neue Sachlichkeit.
17.05 - 30.07.2011

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


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