Iris Meder †,
Moderne und Leben
Er war einer der großen Unbekannten der modernen Architektur. Fritz Landauers Synagoge in Plauen taucht in der Literatur immer wieder als bemerkenswertes Beispiel eines funktionalistischen Sakralbaus auf. Für gewöhnlich in immer derselben Aufnahme und mit der Distanz einer gnadenlosen Historizität - der Bau existiert seit der \"Reichskristallnacht\" nicht mehr. Die Aufnahme hatte die Qualität einer Ikone gescheiterter großer Projekte: Zum einen der Integration jüdischer Deutscher in die Gesellschaft der Weimarer Republik, zum anderen des Siegs des International Style über den Mief \
bodenständigen\Bauens. Sabine Klotz hat Leben und Werk des Architekten, der beispielhaft für diese beiden Konzepte stand, in Deutschland und dem englischen Exil akribisch erforscht. Ein wenig ist der Buchpublikation in ihrer Textlastigkeit die Herkunft aus einer Dissertation anzumerken. Das macht aber nichts und ist nur dort schade, wo Abbildungen der zum Vergleich herangezogenen Bauten, etwa zum modernen Synagogenbau der zwanziger Jahre, fehlen. Nach dem ersten großen Bauauftrag, der von der klassizisierenden Sachlichkeit der zehner Jahr geprägten Augsburger Synagoge (die den Nationalsozialismus beschädigt überstand und restauriert wurde), beteiligte sich Landauer 1924 gleich mit drei leicht expressiven Projekten am zweiten Durchgang des Wettbewerbs für den Wiener Neue-Welt-Tempel. Hinter Arthur Gruenberger und Hugo Gorge belegte er den dritten Platz. 1928-30 entstand mit der Plauener Synagoge Landauers größter Wurf. Ende der zwanziger Jahr drang er auch in seinen Einfamilienhäusern von Heimatschutzstil und einem freien Klassizismus zu einer schlichten, gelassenen Version des Neuen Bauens vor, die den Wiener Tendenzen nicht unähnlich war. Die Darstellung von Landauers Werdegang ist nicht zuletzt das Lebensbild eines deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Keines Protagonisten der Avantgarde - aber eines Modernen. Sabine Klotz, Fritz Landauer. Leben und Werk eines jüdischen Architekten. Berlin: Reimer, 2001
Mehr Texte von Iris Meder †