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Ein Glaserl im Glashaus

Gegeben war ein nicht weiter auffälliges Weinhauerhaus mit Schankraum und rückwärtigem, zu den Weingärten ansteigendem Hof. Seitliche ältere Anbauten wurden abgebrochen und durch einen Neubau in gleichen Umrisslinien für die Erweiterung des Schankbetriebs ersetzt. So lapidar das klingt, ist Reinhard Haslwanters Umbau des Heurigen Lackner doch das Ergebnis prinzipieller Entscheidungen. Die folgenreichste ist wohl die Öffnung des neuen Bauteils mit Glaswänden und -schiebetüren zu den drei terrassierten Ebenen, die vom Heurigenhof über den Gastgarten in die Weingärten überleiten. Vom älteren Schankraum im Straßentrakt ebenerdig zugänglich, erschließt der vordere Teil über eine Treppe die ein halbes Stockwerk höher liegende Schank. Von diesem Bereich führen wiederum Treppen sowohl auf die emporenartige dritte Ebene (die dem vorderen Teil eine intime Raumhöhe gibt) wie in das Kellergeschoss. Dort liegen der in Sichtziegelmauerwerk ausgeführte, indirekt beleuchtete Weinverkostungsraum und der Sanitärbereich, der Oberlicht über an Flaschenböden erinnernde Glasbausteine im Boden des gepflasteten Erschließungswegs erhält. Ikonologische Konstanten des Genres bleiben trotz der entschieden zeitgenössischen Formensprache lesbar; nicht nur in der Materialität mit Böden in unbehandelter Lärche bzw. Dolomit und schlichter, semantisch \"stummer\" Holzmöblierung, sondern auch in der Auffassung der Bauaufgabe an sich: Weder wird Rustikalität vorgetäuscht noch pseudo-urbanes Styling aufgepfropft. Die Struktur des ortsüblichen Hakenhofs bleibt bestehen; von der an das Nachbargrundstück grenzenden Rückwand aus unverputzten Abbruchziegeln weg öffnet sich der umbaute Raum aber großflächig zum Garten, wodurch die klassische Heurigen-Dualität von höhlenartigem Innenraum und ländlichem Garten aufgelöst ist. Irritierend bleibt dabei die eigenartige Monumentalität des durch die Gartenfront und das Oberlichtband im Dach eigentlich leichten und transparenten Baus. Reinhard Haslwanter/Peter Fellner, Heuriger Lackner, 2102 Kleinengersdorf (Bisamberg), Hauptstr. 43
Mehr Texte von Iris Meder †

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