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Roter Teppich für... Paul DeFlorian: Expansiver Mut zum Kreativen

Roter Teppich für Paul DeFlorian – was für ein theatralischer Ehrentitel für einen relativ wenig bekannten Künstler! Der Teppich ist zwar auch rot, da er sich im SPÖ-Bildungszentrum befindet, aber dies ist nur die zweite, hintergründige Ebene. In erster Hinsicht wurde Paul DeFlorian als erster von jährlich vier ausgewählten jungen Künstlern mit einer repräsentativen Schau der Öffentlichkeit vorgestellt, als viel versprechender Vertreter jener künstlerischen Generation, die soeben am Übergang von der Ausbildung zum freischaffenden Künstlerdasein steht. Die Zusammenstellung der Jury sollte ein möglichst objektives Urteil gewährleisten: Ruth Mateus Berr als Künstlerin und Lehrende an der Universität für angewandte Kunst, desselben Gunter Damisch als Künstler und Professor an der Akademie der bildenden Künste, Georg Peithner-Lichtenfels als Galerist, Alexander Teissig vom Artguide Austria, Karl Kilian und Manuel Gras als Künstler und Kenner der jungen Szene in Wien. Mit dem Roten Teppich soll die Aufmerksamkeit von Galeristen, Sammlern oder sammelnden Institutionen, wie der Öffentlichkeit generell auf die „frische“ Künstlerpersönlichkeit gelenkt werden und dieser als Starthilfe dienen um nicht nur für die Kunst, sondern auch von der Kunst leben zu können. Paul DeFlorian hat speziell für den Anlass den Zyklus I want to break all boys and make them cry for me geschaffen. Ausgangspunkt für die großformatigen Leinwandgemälde waren seine Beobachtungen von homosexuellen Werbeeinschaltungen im Internet. Direkt aus dem virtuellen Balzverhalten sind die Posen der männlichen Akte und die selbst geübte Zensur übernommen. Der idealische Körper ist jeweils in (alt)meisterlicher Technik detailgetreu in Bleistift wiedergegeben. Die Einbettung des Aktes in ein üppiges Blütenmeer und die zitierten Passagen aus schwülstiger Prosa Brentanos treiben den Kitsch auf eine ironische Spitze, deren überladene Süßlichkeit durch den Prozess der Selbstzensur gebrochen wird. Mit ungestümen Tuscheübermalungen ist das Antlitz des Protagonisten unkenntlich gemacht. Die Homosexualität, die Form der schwulen Anbietung ist nicht das eigentliche Thema, sondern vielmehr exemplarisch für ein allgemeines soziologisches Phänomen: der Widerspruch des sich Darbietens und fast gleichzeitigen Verbergens. Paul DeFlorian macht den Rückzug der Identität hinter schwarze, impulsiv und weit ausholende Pinselstriche und den Verbleib der Person als ein geschmäcklerisch schönes Muster offensichtlich. Neben den Gemälden zeigt der junge Künstler mit Zeichnungen kleineren Formats und der Dokumentation einer Performance einen spielerischen und variantenreichen Umgang mit dem Thema sowie sein expansives kreatives Spektrum. Letzteres und vor allem sein idealistischer Mut, sich der komplexen Herausforderung zu stellen, die eigene künstlerische Authentizität zu entwickeln und kompromisslos zu präsentieren, hat zur Entscheidung geführt, dass der Rote Teppich für ihn aufgerollt worden ist. Die plakative Pointe des Veranstaltungstitels hat zumindest für Paul DeFlorian ihren propagierenden Sinn wortwörtlich erfüllt, seine Ausstellung hat mehrfaches Kaufinteresse erregt, der Rote Teppich hat für ihn zum Erfolg geführt.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Roter Teppich für... Paul DeFlorian
16.03 - 24.04.2011

SPÖ Bildungszentrum
1020 Wien, Praterstraße 25
http://www.roterteppich.at


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