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Let\s twist again - über was man nicht denken kann, darüber soll man tanzen: Tanzen mit Wittgenstein

Vor 27 Jahren, da hat sich der ORF noch was getraut. Eine seltsame Show mit dem kuriosen Titel \"Metamorphosen, ein bunter Abend des elektrischen Schamanen\" gab es da beispielsweise. Zu denkbar bunt zusammengewürfelter Musik tanzten und bewegten sich der Performer Gerhard Stecharnig und die Kostümbildnerin Heidi Melinc alias Heidi und Struppi in einer Travestie, vertauschten die Geschlechterrollen - eine frühe Form der Identitätsperformance. Diese Sendung und die zufällige damalige Wohnungsnachbarschaft mit Stecharnig dienten Carola Dertnig als Ausgangspunkt für die von ihr gemeinsam mit Stefanie Seibold kuratierte Ausstellung mit dem an Ludwig Wittgensteins wohl berühmtesten Satz angelehnten Titel \"Let´s twist again\" über was man nicht denken kann, darüber soll man tanzen\". Herausgekommen ist dabei ein ziemlich überbordender, gleichzeitig pointiert-witziger Überblick über performative Strategien in der Wiener Kunst seit den siebziger Jahren, aber - und hier wird es spannend - nicht nur innerhalb der engen Grenzen der \"Szene\". So werden etwa auch Aktivistinnen unterschiedlicher Frauenbewegungen einbezogen, deren Performances auf den Demos der siebziger Jahre durchaus Berührungspunkte mit dem gleichzeitigen Kunstgeschehen aufweisen. Nicht immer kann hier von Subtilität die Rede sein, oft geht´s auch ganz schön krude zu, wie etwa bei Renate Bertlmanns Aktion \"Die Schwangere\" von 1978, in der fotografischen Dokumentation analog zum Kreuzweg Christi mit \"Stationen\" bezeichnet. Komplexer und spannender dagegen wirken die Filme von Mara Mattuschka, die mit ihrer Verwandlung in rätselhaft-absurde Fantasiefiguren wie Madame Ping Pong oder Mimi Minus in der Ästhetik früher Avantgardefilme bestechen. Herzstück der Schau ist das in der Mitte des Raums platzierte Podest von Linda Bilda, auf dem ein imaginärer Stadtplan die Bezüge zwischen Theater, Kabarett, Zirkus und Kunst darstellt. Diese \"Psychogeographische Skizze einer performativen Szene Wiens\" ist paradigmatisch für eine unverkrampfte Ausstellung, die obendrein noch ziemlich viel Spaß macht.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Let\s twist again - über was man nicht denken kann, darüber soll man tanzen
19.09 - 19.10.2002

KEX Kunsthalle Exnergasse
1090 Wien, Währinger Straße 59, 2. Stiege, erster Stock
Tel: +43 (0)1 401 21-41 oder +43 (0)1 401 21-42, Fax: +43 (0)1 401 21-67
Email: kunsthalle.exnergasse@wuk.at
https://www.wuk.at/kunsthalle-exnergasse/
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13:00 - 18:00,
Samstag 11:00 - 14:00 Uhr


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