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KRIWET - yester`n` today: Mittendrin, der Zeit voraus

„Learning by doing by doing by doing...“, beschreibt der Künstler heute seine damalige Ausbildung, und darüber hinaus habe er zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr, „Nichts gelernt, aber viel aufgeschnappt“. Eine gewisse Hartnäckigkeit muss dem jungen Mann auch eigen gewesen sein, noch während seiner Schulzeit korrespondierte er mit Verlagen wie Autoren, beschäftigte sich mit zeitgenössischer Literatur im Allgemeinen und konkreter Poesie im Speziellen mit dem Ziel, selbst Schriftsteller zu werden. Als Ferdinand Kriwet 1961 sein erstes Buch mit dem Titel „Rotor“ im DuMont Verlag heraus brachte, war er eben einmal 19 Jahr alt. „Rotor“ war ein Roman ohne Handlung, Punkt und Komma. Kein Text, der sich im Fluss lesen ließe, vielmehr pickt sich das Auge die Zeichen einzelner Wortkonstellationen heraus, um sie im Hirn zu Bildern werden zu lassen. Schriftsteller ist KRIWET dann doch nicht geworden, das Spiel mit dem Literalen jedoch hat der Künstler weiterverfolgt. Es sollten „poem paintings“, „buttons“, „Text-Segel“, „Text-Kuben“ folgen, stets endlos, fragmentarisch, dekonstruiert, zu Kreisen oder Spiralen angeordnet, als Berufsbezeichnung lautete der Vorschlag des Künstlers „Verwertungsgesellschaft Wort“. Es waren die Zeiten von Zero in Düsseldorf, und KRIWET arbeitete fortan im Keller des Hauses, in dem die Protagonisten der Bewegung, Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene ihre Ateliers hatten. Als ersterer auszog, übernahm der junge Künstler das Hochparterre und machte sich seine Gedanken zum Bedeutungsverlust des Buches als Informationsträger im Zeitalter der elektronischen Telekommunikation. „In der Konkurrenzsituation zu den Massenmedien hat die Literatur nur dann eine Chance, wenn sie deren Eigentümlichkeiten produktiv verwendet, wenn sie spezielle Texte oder Kompositionen für das Fernsehen, für den Film, für die Schallplatte, für das Buch, für das Theater entwirft. Solange sie sich hingegen als bloßer Stofflieferant anbiedert, bleibt sie hemmungslos rückständig“, wurde 1968 in einem Manifest formuliert. Wie er derlei für seine Arbeit nutzen wollte, zeigte KRIWET im Jahr darauf, als er sich mit einem Mitarbeiter, drei geliehenen Stereo-Reporter-Tonbandgeräten und ebenso vielen Fernseh- und Radiogeräten in einem New Yorker Hotel eingemietet hatte und am 21. Juli aufzeichnete, was von Apollo 11 aus dem Orbit so gesendet wurde. Daraus entstanden mit APOLLO AMERIKA – APOLLOVISION – APOLLO AMERIKA wiederum ein Hörtext, ein Film und ein Buch (edition suhrkamp 410, 1969), wodurch er neben seinen der Pop Art nahe stehenden Schrift-Arbeiten auch zu einem Pionier der Deutschen Medienkunst wurde. KRIWET, eine feste Größe im Deutschen Kunstbetrieb, allerdings nur bis 1987, als sich der Künstler bis auf weiteres aus der Produktion ausklinkte. Das 1988 fertiggestellte, nur als Pixel wahrnehmbare Wappen von Nordrhein Westfalen im Düsseldorfer Landtag darf hier als Schlusspunkt gelten. Nach all den Jahren hat sich KRIWET, der in der Zwischenzeit in Dresden lebt, zurückgemeldet und ist mit Buchobjekten wieder zu seinen Anfängen zurückgekehrt, mit einer groß angelegten Retrospektive in der Düsseldorfer Kunsthalle auch an den Ursprungsort. Danach ist die beeindruckende Schau in der Galerie im Taxispalais zu sehen.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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KRIWET - yester`n` today
19.02 - 01.05.2011

Kunsthalle Düsseldorf
40213 Düsseldorf, Grabbeplatz 4
Tel: +49-211-8996243, Fax: +49-211-8929168
Email: mail@kunsthalle-duesseldorf.de
http://www.kunsthalle-duesseldorf.de
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-19, So 11-18 h


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