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Mia san mia - Hans Haacke: Zündstoff für gesellschaftspolitische Skandale

\Die Welt der Kunst ist, entgegen weitverbreiteter Annahme, keine Welt für sich. Was geschieht ist Ausdruck der Gesellschaft und schlägt auf sie zurück\, plädiert Hans Haacke für eine Kunst, die entgegen Kants These vom \interessenlosen Wohlgefallen\ ideologisch keineswegs neutral ist. Seit den 70er Jahren wirkt Haacke mit seiner sozialpolitisch explosiven Konzeptkunst in einer \Kultur des Vergessens\ dem Unterdrücken von historischer Erinnerung entgegen. Ein Problemfeld, das im Umgang mit der Vergangenheit hierzulande brisanter denn je ist, angesichts dessen, dass autorisierte Philosophen wie Rudolf Burger ein \Plädoyer für das Vergessen\ anstimmen. Geplant war die Ausstellung als Retrospektive. Herausgekommen ist eine Verklammerung zwischen verschiedenen Projekten mit welchen sich Haacke in die Bewusstseinsindustrie politischer Debatten einschreibt. An seine Projekte in Österreich \Und ihr habt doch gesiegt\ (1988) und \Feliferhof\ (1996) knüpft Haacke mit seiner aktuellen Installation \Mia san Mia\ an. Der Slogan \Mia san Mia\ stammt aus einer unlängst geführten Parlamentsdebatte. Wiederholt bietet Haacke mit seiner Kunst Zündstoff für gesellschaftspolitische Skandale. Anlässlich seiner Installation für das Reichstagsgebäude in Berlin (1999) reagierte Haacke auf die Inschrift \Dem deutschen Volke\ am Portikus mit dem Schriftzug \DER BEVÖLKERUNG\. In Anlehnung an den Brecht\schen Satz: \Wer in unserer Zeit statt Volk Bevölkerung sagt, unterstützt schon viele Lügen nicht\, scheint die Überleitung in den Sprachgebrauch des politischen Diskurses geglückt und schlägt sich in Deutschland in der aktuellen Forderung nach einem Bevölkerungsminister nieder. Eine spannende Gegenüberstellung zu Werken der Sammlung von KünstlerInnen, wie Dan Graham, Gordon Matta-Clark und Martha Rosler bieten Haackes frühe Arbeiten. Unter Einfluss der Systemtheorie entwickelte er Realzeitsysteme, die den Präsentationsort und die BetrachterInnen miteinbeziehen. Haackes Rückzug aus dem öffentlichen Raum in die Abgeschlossenheit des Ausstellungsraumes stimmt jedoch nachdenklich. Auch als Enthüller sattsamer Verquickungen zwischen \Kunst und Kapital\ verhält sich Haacke in der Generali Foundation verblüffend zurückhaltend.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Mia san mia - Hans Haacke
07.09 - 20.12.2001

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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