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Alfred Kubin - Aus meinem Reich: Die andere Seite der Angst

Man hat den Eindruck, es findet immer gerade irgendwo eine Kubin-Ausstellung statt. Vielleicht liegt das daran, dass einem das gut publizierte Werk dieses phantastischen Künstlers ständig unter die Augen kommt - eine permanente Ausstellung gewissermaßen, die nicht auf einen Ort beschränkt ist. Tatsächlich haben sich aber auch die richtigen Kubin- Ausstellungen in den letzten Jahren gehäuft, was zumindest 2002 damit zu tun hat, dass sich der Geburtstag des Künstlers zum 125. Mal jährt. Dieses Mal ist der Ort der Handlung das Museum Leopold in Wien. Aus einem Bestand von rund 300 Blättern wurden etwa 80 ausgewählt. Die Frage, die sich aufdrängt: Gelingt es, allein mit dem Sammlungsbestand einen repräsentativen Überblick über die Kunst Alfred Kubins zu vermitteln? - So im Ganzen geht es eigentlich. Die Sammlung Leopold besitzt eine Reihe von Cimelien aus Kubins allerbester Zeit um etwa 1899/1902, ohne die keine Kubin-Ausstellung komplett wäre, darunter die bekannten Blätter "Das Grausen" und "Der Mensch". In der Nachfolge des symbolistischen Grafikers Max Klinger stehend, verband Kubin seine Phantasien und bösen Träume mit den pessimistischen Philosophien von Schopenhauer und Nietzsche zu phantastischen Szenarien existentiellen Ausgeliefertseins. Sexualität ist bedrohlich, Geburt und Fruchtbarkeit enthalten bereits den Keim des Todes. Die stärksten Bilder sind jene, in denen Kubin Angst, Qual oder Schmerz ausdrückt. Und gerade um 1899/1902 war sein Einfallsreichtum in dieser Hinsicht enorm. Wie schade, dass im Leopold Museum auf zusätzliche Leihgaben aus dieser Zeit verzichtet wurde. Zu den unzweifelhaften Höhepunkten der Ausstellung gehören einige um 1904-06 entstandene Gouachen, die zeigen, dass Kubin seine Phantasien mit Farben etwas anders auslebte, als in den Zeichnungen: verschwommener, vieldeutiger, mit einer Neigung zu kostbarer Wirkung. Auch hier hätte man gerne mehr gesehen. Das Werk, das in den folgenden Jahrzehnten nachkam - und in der Ausstellung leider fast die Hälfte des Raumes einnimmt - bleibt dagegen eher farblos.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Alfred Kubin - Aus meinem Reich
05.10.2002 - 06.01.2003

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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