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Neue Hängung im KHM

20 Jahre ist es her, dass die Schauräume der Primärgalerie im Kunsthistorischen Museum zuletzt neu gestaltet und technisch nach dem damaligen Standard ausgestattet worden waren, innovative Maßnahmen sind offensichtlich dringend notwendig. Dass das Beleuchtungssystem und vor allem die Klimaanlage schon einige Jahre zählen, konnte man etwa bei einem Besuch der Hans von Aachen-Ausstellung deutlich spüren. Doch das Hauptaugenmerk legt Sylvia Ferino-Pagden zunächst auf programmatische und ästhetische Komponenten und begann ihre Vorstellungen schon wenige Tage nach ihrem Amtsantritt als Direktorin der Gemäldegalerie (am 1. Dezember des vergangenen Jahres) im Zuge einer Neuhängung zu realisieren. Der bedeutende Bestand an altdeutschen Gemälden, darunter eine ganze Reihe großartiger Werke Dürers wie der „Allerheiligenaltar“ wird nun im Saal XV nach neuen Gesichtspunkten gebührend präsentiert. Aber vor allem das neue Erscheinungsbild des Saales XII mit den holländischen und flämischen Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts ist sehr bemerkenswert. Ferino-Pagden hat einige hervorragende Gemälde aus ihrer Absenz gelöst, die sie in der seit 18 Jahren geschlossenen Sekundärgalerie gefristet hatten: In „barocker Hängung“ füllen solche wieder aufgetauchte Exponate die Wandhöhe von 8, 5 Metern. Auch wenn sich die gewählte Epoche und vor allem die spezifischen Werke für einen Anblick aus der Distanz eignen und oft zu einem solchen auch konzipiert sind, erwägt Ferino-Pagden die Möglichkeit einer fokussierenden Betrachtung im Detail wie etwa durch ein bewegliches Fernrohr, das deutlich sichtbar im Raum stünde, oder auch auf digitalem Weg wie z.B. als App für Handys oder ähnliches. Letztere Lösung wäre eine funktionale Umsetzung auf modernem technologischem Niveau und würde das charakteristische Interieur des KHM nicht beeinträchtigen, bedarf aber noch aufzubringender finanzieller Mittel. Die momentane Hängung im Saal XII soll teilweise noch modifiziert und in Feinheiten präzisiert werden, doch kann sie als temporärer Appetitanreger auf das zukünftige permanente Erscheinungsbild des Saales XII wie in der Folge des Saales IV mit italienischer Malerei gelten. Durch die imposante Dichte wird ein suggestives Konzentrat der historischen habsburgischen Sammlertätigkeit vermittelt, wodurch deren Evidenz wie der museale Bestand an sich an signifikanter und aktueller Präsenz gewinnt. Definitiv demonstriert Ferino-Pagden mit der „barocken“ Hängung in den spezifischen Räumen eine authentische Ausstellungsform, die in didaktischer wie ästhetischer Qualität dem Kunsthistorischen Museum durchaus entspricht und dessen Reichhaltigkeit gut zur Geltung bringt. www.khm.at
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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