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Heimo Zobernig: Billigsdorfer-Design in Mattgold

Es ist interessant, den Karriereverlauf erfolgreicher Künstler und Künstlerinnen zu beobachten. Meistens ist irgendwann ein Punkt erreicht, von dem aus es nicht mehr weiterzugehen scheint, aus welchen Gründen auch immer – weil sich alles nur noch wiederholt, weil es langsam peinlich wird, oder weil die Kunst schon immer zu zeitgeistig war, was sich erst im Rückblick zeigt. Manchmal konnte man auch bei Heimo Zobernig ein wenig den Eindruck gewinnen, dass seine Produktion angesichts der Redundanz von Sperrholzregalen, monochromen Bildern und Kleiderpuppen ein wenig in sich selbst verfangen war. Dass dem nicht so ist, stellt er mit seiner neuen Ausstellung im Essl Museum (wo er eher unpassend als einer vorgestellt wird, der „einen neuen Kunstbegriff“ kreiere, der „alles sprengt, was man sich im Kunstkontext üblicherweise heute vorstellt) unter Beweis. Selten war Zobernig so glamourös, so witzig, so vertrackt. Freilich, für die exotische Farbe „videorot“ hegt er schon länger ein Faible; wie er hier den derart eingefärbten Vorhang die Esslsche Rotunde umhüllen lässt, wirkt beinahe ungewohnt barock. Die Stühle, die sich scheinbar zufällig verteilt dahinter verstecken, entsprechen genau jenen Klassikern, die schon lange von Möbelhäusern in hoher Anzahl und zu billigem Preis hergestellt werden; diesen Kreuzungspunkt von elitärem Design und Billigsdorfer-Produktion überhöht Zobernig augenzwinkernd mit mattgoldenem Anstrich. Geradezu klamaukartig kommt die – bereits 2008 im Mumok aufgeführte – Performance daher, die von den Künstlerinnen Lone Haugaard Madsen und Jakob Lena Knebl aufgeführt wurde: Im Auftrag von Zobernig geben sie sich als dessen Doubles aus und reflektieren launig über die paradoxe Situation von dessen Abwesenheit bei seiner eigenen Performance – welche Teile des Dialogs von Zobernig vorgegeben, welche von den Performerinnen selbst improvisiert werden, bleibt dabei ungewiss.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Heimo Zobernig
01.04 - 13.06.2011

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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