Werbung
,

Lieselott Beschorner - Zwischen Abstraktion und Groteske: Emotionalien und Groteskerien

In den letzten Jahren hat der hiesige Ausstellungsbetrieb verstärkt Künstlerinnen wiederentdeckt: So zeigte die Kunsthalle Krems erstmals Werke von Paula Modersohn-Becker, im Bawag Contemporary waren die wunderbar sperrigen Installationen der über England hinaus bis vor kurzem völlig unbekannten Phillida Barlow zu sehen, und das Kunstforum widmete sich Birgit Jürgenssen. Das MUSA präsentiert nun das spannende, zeitgeistige, abwechslungsreiche und in seiner Qualität häufig schwankendes Oeuvre der Wiener Künstlerin Lieselott Beschorner. Diese wurde 1951 in die Wiener Secession aufgenommen, als eines der ersten weiblichen Mitglieder der elitären Künstlervereinigung. Dieser Ritterschlag hielt die heute 83-Jährige jedoch nicht davon ab, sich später aus dem Kunstbetrieb weitgehend zurückzuziehen. Beschorners frühe Arbeiten erweisen sich als recht konventionell – Landschaften und Akte, gekonnt gemalt, doch wenig innovativ. Der Ästhetik ihrer Zeit verpflichtet sind ihre späteren „Emotionalien“, Zeichnungen, in denen sie Augen und Gesichter übereinander türmt; ebenso wie Collagen mit gerissenen Papieren. Faszinierender als diese Werke, anhand derer Beschorner allemal ihre Experimentierfreude unter Beweis stellt, erscheinen jedoch ihre unheimlichen Wollpuppen, die an Voodoo-Fetische erinnern und in ihrer Materialität an Louise Bourgeois denken lassen; ebenso originell sind die schräg-surrealen Collagen, in denen Fotoschnipsel von Mündern, Augen und Nasen auf Wellen im Stil der Op Art treiben, die Beschorner „Groteskerien“ nannte. Und mit ihrem „Strumpfobjekt“, verknäulten Beinen mit Strümpfen und Damenschuhen, scheint sie einen späteren Skulpturenbegriff vorweg genommen zu haben. Doch vielleicht ist das größte Werk der Künstlerin ohnehin ein Objekt, das hier nicht ausgestellt werden kann, nämlich ihr Wohnhaus. Im Ausstellungskatalog sind daraus Wände abgebildet, an denen eine beeindruckende Anzahl von Wachs- oder Knopfpüppchen hängt, ein Kasten, an dem „Gewürzstrümpfe“ baumeln – wenn in einem Aufsatz in diesem Zusammenhang auf Ernesto Neto verwiesen wird, dann nicht ganz zu Unrecht. Lieselott Beschorner hat ihre Wiederentdeckung redlich verdient, trotz ihres ambivalenten Werks.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Lieselott Beschorner - Zwischen Abstraktion und Groteske
01.02 - 12.03.2011

MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 (0)1 4000 8400, Fax: +43 (0)1 4000 99 8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di - Fr: 11:00 - 18:00, Do: 11:00 - 20:00, Sa: 11:00 - 16:00 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: