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art austria: Konservativer Qualitätsanstieg

Die Art Austria hat im vierten Jahr ihres Bestehens ihre Zelte am Vorplatz des Museumsquartiers abgebrochen und ist in die unteren Geschoße des Leopold Museum eingezogen. Im inhaltlich übereinstimmenden musealen Ambiente wird österreichische Kunst von 1900 bis 2011 angeboten – kompakt, aber doch gedrängt. Die absolut nationale Präsenz durch die 48 inländischen Aussteller wird nur durch einen deutschen Vertreter gebrochen: Erhard Witzel & DavisKlemmGallery (Frankfurt/Wiesbaden) „probieren mal“ den Markt in Wien mit Autolackbildern des Salzburgers Konrad Winter und Skulpturen des Vorarlbergers Gernot Riedmann. Einen überzeugenden Einstieg in den Messerundgang liefert als ein Veteran der Wiener Kunstszene Julius Hummel mit frühen Arbeiten von Günther Brus (Gouache 1958, 20.000 €), Heimo Zobernig aus den 80er Jahren (zwischen 4.000 und 7.000 €) oder dem dynamischen Blatt des kaum bekannten Peter Tölzer (Gouache um 1920, 3.500 €). Die Innsbrucker Galerie Maier präsentiert neben einem liegenden Akt von Herbert Boeckl (Öl auf Leinwand 1928) und Gemälden von Maria Lassnig unter anderem markante Werke von Markus Prachensky (aus der seltenen Montana-Serie, Lack und Öl auf Leinwand1971, 34.000 €) und dessen Vater Wilhelm Nicolaus Prachensky (Hof im Wipptal, Öl auf Karton 1919, 39.000 €). Richard Ruberl setzt vor allem auf Arnulf Rainer mit einer Vielzahl an Werken aus den 60er und 70er Jahren, Ursula Krinzinger auf Aktuelles von Eva Schlegel, Martin Walde und Werner Reiterer. Ein absolutes Highlight der Messe stellt Klaus Thoman mit Walter Pichlers „Bett“ von 2001 vor. Die Minimalarchitektur aus Stahl und Glas ist sinnvoller und bemerkenswerter Weise nur im Verbund mit 12 zugehörigen Zeichnungen zu erwerben (180.000 €). Sie ist das zweite Stück von Pichlers dreiteiliger, noch nicht abgeschlossener Serie von Betten, welchen im September Peter Noevers letzte Ausstellung im MAK gelten wird. Erstmalig nimmt die Galerie nächst St. Stephan an der Art Austria teil, Rosemarie Schwarzwälder zeigt aktuelle Arbeiten von Herbert Brandl. Manfred Kopriva widmet seinen Stand ausschließlich dem malerischen Oeuvre Christa Hauers (3.000 bis 14.000 €). Dem Querschnitt durch ihr 40jähriges Schaffen (1955 – 1998) steht die zeitgenössische Position der Tirolerin Gabriela Proksch bei artdepot gegenüber (1.400 bis 3.200 €). Philipp Konzett spannt unter dem Thema „Kunst und Revolution“ den Bogen von Rudolf Schwarzkogler (s/w-Fotografie „Ohne Titel, 6. Aktion“ 1966, 4.500 €) über Franz West („Passstück“ 1982-84, 48.000 €) bis zu Christian Eisenberger (Bronzeguss „Kokon“ 2010, 22.000 €). Die Werke der weiteren Aussteller sind meist von beachtlicher Qualität und reichen von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart, sowohl anerkannte als auch eben erst entdeckte Künstler sind vertreten. So wagt etwa die Galerie Gerersdorfer mit Robert Muntean oder Bianca Regl den Fokus auf ganz junge Kunst und Künstler zu richten. Doch kann die Messe den Anspruch auf einen umfassenden Querschnitt der künstlerischen Szene in Österreich kaum stellen, denn es werden doch nahezu ausschließlich malerische Positionen gezeigt. Plastische Akzente treten außer bei Lilly’s Art mit Skulpturen von Oskar Höfinger, oder bei Galerie Chobot mit der Wotruba-Schule und Kro Art Contemporary mit Installationen von Robert Mitringer, nur verstreut auf. Und da hilft auch die singuläre Stellung von Johannes Fabers Fotogalerie und sonst nur vereinzelt präsente Fotoarbeiten, wie von Gabriele Rothemann bei Cajetan Gril oder Paul Albert Leitner bei Clemens Rhomberg nicht viel: Neue Medien, Kinetisches oder Digitales ist nicht zu finden. Das Angebot ist konservativ – und hoffentlich nicht repräsentativ für die österreichische Kunstproduktion in den letzten 111 Jahren!
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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art austria
04 - 08.05.2011

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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