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Oswald Oberhuber - ich bin noch immer da: ICH mach dies, ICH mach das - weiterhin und sowieso

Auf die Dauer eines Lebens kann es natürlich schon ganz schön anstrengend sein, sich immer und immer wieder neu zu erfinden, sich erneut und unentwegt aufs Neue zu positionieren und zu situieren, ohne sich irgendwann, irgendwo und sowieso so ganz zu finden, finden zu lassen. Ohne als Summe eines Lebenswerks in ein marktkompatibles Alterswerk des einen, nun gefestigten Stils zu münden, dort zu stranden. Anstrengend, und vermutlich ziemlich erschöpfend. Weil ein Leben ohne Rücksicht und doppelten Boden bisweilen (un-)schön an die Substanz, und nicht nur die künstlerische, gehen kann. Wenn man denn nicht schon vor der Zeit eine Strategie der permanenten Veränderung anvisiert und durchziehen will, wie sie Oswald Oberhuber in letztlich unvollendbarer Konsequenz seit seinen Anfängen verfolgt. In seiner aktuellen Ausstellung zu seinem 80. Geburtstag erweist er sich in der Salzburger Galerie Altnöder zum x-ten Male als Meister – nicht Altmeister! – der unberechenbaren Geste, was die Methoden, Macharten und Machenschaften der Gesamtveranstaltung Gegenwartskunst betrifft. Nichts erscheint hier als vom Alter gebeutelt oder gebeugt, auf die Abstellgleise von Vorruhestand oder Gnadenbrot verschoben. „Sehr farbig, positiv, unglaublich poetisch, einfach schön“, so der Künstler selbst, kommen sie daher, diese 18 neuen und neuartigen Malereien nebst einer Kleinskulptur auf den leisen Sohlen des derzeit so hippen Neo Geo. So von Geschichte und Geschichtchen unbeleckt, dass man sie bedenkenlos einem weitaus jüngeren Künstler zuordnen könnte, diese Kabinettstücke, die wie die Werke eines Nachgeborenen wirken, der mit den unumstößlichen Gewissheiten einer grundlegenden Ungewissheit aufgewachsen sein sollte, als Zögling einer frei(zügig)en Verfügbarkeit und einer nur bedarfsweise eingeschränkten Zugänglichkeit. Siehe das Netz und die Folgen. Wenn eben nicht diese, allzeit und allerorten sichtbare Sicherheit im Umgang mit Formen, Formaten und Formalitäten wäre, die den immer wieder neugierigen Meisterlehrling in Oswald Oberhuber zeigt. In kleinformatigen Arbeiten, in denen sich das ständig vorangetriebene Experiment als eigenständige Bildform etabliert hat, als ein Vorschlag, den der Künstler mal kurz macht, um ihn im nächsten Pinselstrich wieder zu verwerfen. Allerdings: Ein nicht zu knapp bemessenes Ego sollte man schon haben, um sich im unablässig pulsierenden und expandierenden Kosmos der Kunst – inklusive diverser schwarzer Löcher – behaupten zu können, als ein um die eigene Achse rotierender Planet, um den alles kreist und sich wenden kann. Stile und entsprechende Brüche zum Beispiel. Und als ein Paralleluniversum, in dem sich die unterschiedlichsten Genres der Kunst (wie die Stillleben mit mehr bis minder farbenfrohen oder melancholisch abhängenden Blumen, die mysteriösen Visionen von Welt und All, Zahl und Zeit etc.) zu einem verspielten Ganzen fügen. Und das ist ganz und gar ewig heutig, so unheilig wie auf der Höhe der Zeit. Zusatz: Eine mehr als gelungene Ergänzung und Erweiterung findet die Schau dann doch durch eine bis zum Anschlag verdichtete Mini-Retrospektive im Sammlerkabinett der Galerie. Auf engstem Raum bieten ausgesuchte Schaustücke, angefangen mit einer frühen informellen Wandarbeit aus dem Jahr 1949, einen unabgeschlossenen Überblick über das Schaffen von 50 (!) Jahren. Fortsetzung jederzeit möglich: Im nächsten Jahr kann alles schon wieder ganz, ganz anders sein...
Mehr Texte von Stephan Maier †

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Oswald Oberhuber - ich bin noch immer da
13.01 - 26.02.2011

Galerie Altnöder
5020 Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 3
Tel: +43 662 84 14 35, Fax: +43 662 84 14 35
Email: info@galerie-altnoeder.com
http://www.galerie-altnoeder.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 14.30-18, Sa 10-13 h

Zur Festspielzeit im Sommer: Mo-Fr 10-13 und 14.30-18, Sa 10-16 h



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