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Plastisch und Fantastisch - Kinderspiele im MAK-Garten: Kletterpartien im giftgrünen Gummistachelwald

Er hasse Kinder, erwiderte Ettore Sottsass auf den Vorschlag seiner \"Memphis\"-Kollegin Martine Bedin, Elemente für einen Kinderspielplatz zu entwerfen. Ungewöhnlich war die Einladung an mehrere Künstler und Designer allemal: Neben dem hippen Designer-Image zählte bei dem von der Kunststoffindustrie gesponserten Projekt auch die konkrete Nutzung im Spielparcours. Für alle über sechs, die (leider) nicht auf die Objekte klettern dürfen, zeigt sich in frappierender Klarheit die Wirklichkeitssicht der Beteiligten. Sottsass\ Beitrag fällt seinem Zugang entsprechend uninspiriert aus: Seine pastellfarbigen Softquader könnten auch als Wohnlandschaft schicker Yuppie-Pärchen taugen, gehen aber über das Prinzip Baukasten nicht hinaus. Über die hübsche Rutschbahn der aus dem Philippe-Starck-Umkreis kommenden Mathilde Brétillot und Frédérique Valette weiß auch der Erläuterungstext nichts Bemerkenswerteres zu sagen, als dass man \"sowohl hinaufsteigen als auch hinunterrutschen\" könne. Nachgerade katastrophal ist Andrée Putmans friedhofsähnlicher Park von je 80 kg schweren mausgrauen Panzersperren aus Hartplastik, auf die Kinder nicht steigen dürfen. Wie man sich zwischen den lose gelegten, 50 cm hohen Brocken verstecken soll, bleibt das Geheimnis der Designerin; die Kinder interessiert es jedenfalls ebenso wenig wie Jean-Charles Blais\ auf dem Boden liegende Menschensilhouette aus schwarzem Hartgummi. Favoriten sind eindeutig die beiden Objekte von Ron Arad und Denis Santachiara, die beide mit Hilfe von Luftkissen spielerisch die Körperkoordination trainieren; bei Ron Arad mit einer sich selbsttätig auf- und bis zum Vakuum wieder abpumpenden rot-grünen Halbkugel mit weicher, formbarer Füllung, bei Santachiara nach demselben Prinzip in Form eines großen giftgrünen Dings mit langen weißen Stacheln, die man je nach Luftfüllungsgrad als Rutsche oder Kletterbaum nutzen kann. Und postmodernes Spaßdesign funktioniert für Kinder recht gut.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Plastisch und Fantastisch - Kinderspiele im MAK-Garten
07.08 - 29.09.2002

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Spielplatz für Intellektuelle
Thomas Kahler | 22.08.2002 05:47 | antworten
Schön, dass es Künstler gibt, die sich, mehr oder minder überzeugend, Gedanken über Objekte machen, die für Kinder gedacht sind. Was aber dabei rauskommt, wenn fünf Kinder inlusive dreier Erwachsener, darunter zwei Mütter, ins MAK-Café gehen, die Kinder das tun, was Kinder in Gartenanlagen gelegentlich tun, nämlich spielen, das mag man von Oberaufseherseite scheints gar nicht gerne. So geschehen am Freitag den 16. August, nachmittags. Tummeln sich die Kinder, unter Aufsicht der Erwachsenen wohlgemerkt, auf den Stufen der Noeverschen Plattform, werden sie vom Oberaufseher angeschnauzt. Ein äußerst unerfreulicher Disput mit den beiden Müttern, denen vom Aufsichtsorgan glattweg abgesprochen wird, ihren Aufsichtspflichten nachzu kommen, ist die Folge. Keine Frage, dass die Objekte des avantgardistischen Spielplatzes von den eingeschüchterten Kindern links liegen gelassen wurden. Noch dazu, wo bei einigen „Nicht berühren“ vermerkt ist. Was aber soll das dann ? Drei- bis sechsjährigen auf diese Art Respekt vor dem Museum als Institution beibringen ? Objekte, die zum Spielen gedacht sind und dann doch eigentlich auch wieder nicht, weil was kaputt gehen könnte? Betonstufen, die sich beim Herumklettern abnutzen? Da kann man sich eigentlich nur mehr wundern. Bleibt noch nachzutragen, dass sich die anderen Mütter mit den beiden gemaßregelten solidarisch erklärten und eine Kinderschar das einzig richtige tat, nämlich trotz Zurechtweisung zu spielen. Das Aufsichtsorgan kapitulierte jedenfalls und zog sich mißmutig zurück.

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