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Benjamin Eichhorn - Werktags: Oberflächengestaltung mit Tiefgang

Es sind denkbar einfache Veränderungen an völlig alltäglichen Objekten die der 1982 geborene Eichhorn vornimmt und dennoch sind die Objekte radikal umdefiniert. Ein Konvolut an Hacken wird so feinsäuberlich tapeziert, dass erst bei genauerem Hinsehen klar wird, dass es sich nicht um einen Anstrich handelt. Ein Fleischerbeil mit violettem Blümchenstoff überzogen wirkt geradezu lieblich auf seinem Podest. Genau dieses Spannungsverhältnis zwischen weichen, sehr feminin und bieder wirkenden Oberflächen und dem eigentlichen Objekt verleiht der an sich simplen Idee einen unerwarteten Tiefgang. Denn kaum etwas wirkt so befremdlich-behaglich wie Eichhorns mit Stoff domestizierte Brachialwerkzeuge. Dass es sich nur um eine scheinbare Entschärfung und Zähmung handelt, wird einem schnell klar, sobald man über den Gebrauch solcher Objekte reflektiert. Mit einem Vorschlaghammer wird man um nichts weniger eine Mauer niederreißen können, wenn er mit einer dünnen Stoffschicht überzogen ist, als ohne diese. Ebenso verhält es sich mit den anderen Werkzeugen. Eines der gezeigten Werke erinnert sicher nicht zufällig an Meret Oppenheims berühmte Teetasse im Pelz aus 1936, und genau wie sie lässt Eichhorn das Objekt selbst völlig unangetastet, bezieht es „nur“ oberflächlich mit einem denkbar konträren Material, erreicht damit aber einen unerwartet starken Effekt. Anders als Oppenheim sind es allerdings stereotyp männlich konnotierte Objekte, die hier eine weiche Oberfläche bekommen, wodurch einem erst klar wird wie sehr wir noch immer in starren Rollenmustern verhaftet sind. Schade nur dass die bis ins letzte Detail mit Stoff bespannte Einbauküche in der Ausstellung nur als Foto zu sehen ist. Aber das Gezeigte reicht völlig um sich von der Qualität von Benjamin Eichhorns Verpackungskunst zu überzeugen.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Benjamin Eichhorn - Werktags
17.12.2010 - 20.01.2011

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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