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Die Sehnsucht nach dem weisen Diktator

Sie hatte sich für Österreich vor einiger Zeit erfüllt. Seine erste Entscheidung war, dem ORF seinen Aufgaben endlich unbeeinflusst nachzugehen zu lassen. Einige waren zwar plötzlich ziemlich verschreckt und verunsichert – aber nachdem damals ein gewisser Herr Oberhauser den Zurückgebliebenen Mut zugesprochen hatte, funktionierte der ORF seinen Statuten gemäß fast reibungslos. Als dieser unser weiser Diktator dann beschloss, dass auch alle Bundesländer alle sinnlosen Ausgaben streichen mussten, wollte niemand mehr Landeshauptfraumann werden. Und nachdem sich auch die Landesregierungen auf reine Verwaltungsaufgaben zurückgezogen hatten, waren die Einsparungen wahrlich gewaltig. Dann kam des Diktators weise Entscheidung, dass alle führenden Parteipolitiker die dreifache Monatsgage bekommen sollten, wenn sie nur mehr das Wohl des gesamten Volkes jetzt und für die Zukunft im Sinn hätten. Da hatten sich dann in kürzester Zeit die Parteien samt ihren Zentralen sang- und klanglos aufgelöst, weil die jetzt gut bezahlten Volksvertreter wirklich nur mehr auf das Wohl Aller bedacht waren. Man glaubt gar nicht, wie sinnvoll und nachhaltig plötzlich gespart wurde. Und dann kam die nachdrückliche Ermahnung, die einem Befehl des WD gleich kam, dass die Printmedien ab sofort nur mehr beweisbare – also wahre und hetz- und verunglimpfungsfreie - Nachrichten verbreiten durften. Durch den in der Folge daraus resultierenden äußerst geringen Papierbedarf kam zwar kurzfristig die verarbeitende Holz- und Papierindustrie ins Schleudern, aber das konnte mit einigen sinnvollen neuen Maßnahmen ausgeglichen werden. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser WD-Ermahnung war aber auch, dass sich die Integration in aller notwendigen Ruhe und ohne mediales hetzerisches Geschreibsl durchaus positiv entwickeln konnte. Problematisch wurde es dann ein bisschen, als unser WD das Prinzip der Verheiratungen, Verschwägerungen und Verschwisterungen in der Landesregierung Wien angeprangert hatte. Da hatte sich nämlich leider herausgestellt, dass diese Vernetzungen rund um den damaligen Bürgermeister bereits so weit fortgeschritten waren, dass es fast schon einer übernatürlichen Kraft unseres WD bedurfte, diese zu entflechten. Wirklich gescheitert ist unser WD aber an seinem nachdrücklichen Wunschbefehl, dass es in Zukunft nur mehr eine Warenwirtschaft und keine Geldwirtschaft in Österreich geben durfte. Banken, Hedgefonds, globale Investoren und andere undurchsichtigen Elemente trieben unseren WD in kürzester Zeit ins Exil. Und alles begann wieder von vorne. Dann wachte ich vor lauter Trauer und Wut auf und mein Land hatte mich wieder.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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