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VIENNAFAIR: Optimistische Kunst-Karawanserei

Weit durch die Halle strahlt Les Ambassadeurs (Smiley) von Bruno Peinado bei Mario Mauroner. Das zufriedene Lächeln und pulsierende Leuchten des breiten Smileys kann symptomatisch für die Stimmung auf der VIENNAFAIR 2011 stehen. Unter der neuen künstlerischen Leitung der Messe von Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber wurde das gesamte Layout der VIENNAFAIR umgekrempelt und aufgepeppt. Gerwald Rockenschaub verlieh den Kommunikationsmitteln ein aktuelles und attraktives Image. Der Architekt Johannes Porsch gestaltete die Ausstellungsarchitektur als hermetisch geschlossenen White Cube, der sich in seinem Inneren als offenes, urbanes System erschließt. Neue und weite Blickwinkel erleichtern die Orientierung und ermöglichen verschränkte Perspektiven, die auch die verschiedenen vorgestellten künstlerischen Positionen der Aussteller miteinander in Bezug treten lässt. Im Zentrum der Ausstellungshalle steht die Sonderschau DIYALOG: ART FROM ISTANBUL in einer eigens kreierten Raumfigur. Ein sich nach innen als Plaza öffnendes Geviert soll gleich einer Kommunikationsinsel für transkulturellen Informationsaustausch fungieren. Die Szene in Istanbul wird durch vier Galerien vertreten, deren Präsentationen unter anderem die gesellschaftlichen Umbrüche in einer der größten Metropole Europas, das Aufeinanderprallen von orientalischer und westlicher Kultur und die künstlerische Reflexion darauf offenbart. Insgesamt offerieren 127 Aussteller, davon 50 aus Österreich und 45 aus den Schwerpunktländern Ost- und Südosteuropas, zeitgenössische Kunst in verschiedensten Medien und Formaten. Die heimische Galerienszene ist neu motiviert und nahezu geschlossen beteiligt. Eine radikale Ausstellungsversion wählte Gabriele Senn. Sie hat auf jede Ausstellungswand verzichtet, auf einer schlichten Matte zeigt sie die installativen Arbeiten von Tomasz Kowalski. Dahinter in Zone 1, die unter speziellen Konditionen Einzelpräsentationen junger KünstlerInnen gewidmet ist, werden in den individuellen künstlerischen Ausdrücken unterschiedlichste Weltbilder offenbar: düster und mystisch mahnen die Werke von Clemens Wolf bei Galerie Steinek an Zerstörung und Verfall. Direkt an der Versoseite der Standarchitektur zeichnet Marlene Hausegger mit blauem Klebeband einen Gemüsestand an die Wand, an welchem Viktor Bucher ihre subtilen photographischen Arbeiten feil bietet (1.200 - 2.200€). In dieser offensichtlich fröhlichen Unbekümmertheit hat die vielleicht jüngste KünstlerIn auf der diesjährigen VIENNAFAIR ihre kritische Anspielung auf den Kunstmarkt verpackt, auf sympathische Art und Weise, mit augenzwinkernder Selbstironie. Das Klebeband auf Wand ist auch das Medium von Lawrence Weiner, seine Präsentation ist auf rein konzeptuelle Schriftzüge reduziert. Die Galerie Hubert Winter erhielt dafür den Established Gallery Prize der Wirtschaftskammer Wien. Der Emerging Gallery Prize ging an Dana Charkasi als Anerkennung für die Risikobereitschaft der jungen Galerie. Die mutige Bereitwilligkeit für Experimentelles wird in der gewagten Präsentation der Arbeiten von Svätopluk Mikyta auf feuerrotem Grund auch bewiesen. Das Spiel mit dem Verbalen, die Ambivalenz von Bild und Schriftbild ist auch das Thema von Heinrich Dunst, within these words ist eine Werkgruppe aus drei Styroporbuchstaben und einem Pigmentdruck auf Aluminium (17.600€) bei der Galerie nächst St. Stephan. Viele Wiener GaleristInnen greifen auch aufgrund des gleichzeitig in den Galerien laufenden Programms von curated by (12. Mai – 18. Juni) auf ihr Stammrepertoire zurück. So bietet Grita Insam Werke von Peter Weibel aus den 70er Jahren an, Georg Kargl Photographisches von Ines Lombardi (7.700€), Mario Mauroner Bic-Arbeiten von Jan Fabre (22.000, 220.000€) und die raffinierten Bilder von Lois Renner (74.000€) oder Philipp Konzett einen überdimensionalen Hampelmann von Christian Eisenberger (15.000€). Michaela Stock startet mit der VIENNAFAIR 2011 ihre Zusammenarbeit mit Lisi Hämmerle aus Bregenz, beide zeigen Photographien von Marko Zink (4.300€). Klassiker der österreichischen Avantgarde wie z.B. Herbert Brandl, Josef Mikl, Jakob Gasteiger oder Günther Brus sind etwa bei Elisabeth und Klaus Thoman (Innsbruck), der Galerie Welz (Salzburg) oder Altnöder (Salzburg) zu finden. Dass die verstärkte Kommunikation und Beziehung zu gegenwärtigen künstlerischen Positionen in den östlich gelegenen Länder durchaus gewinnbringend ist, demonstriert etwa die Serpentine von Zilvinas Kempinas bei der aus Litauen angereisten Vartai Gallery. Die im Luftzug flatternden Magnetbänder erregten allgemeines Aufsehen (24.000€). Auch die aus Budapest stammende Inda Gallery bereichert die Messe, indem sie mit der Einzelpräsentation von Kamen Stoyanov eine spannende Künstlerpersönlichkeit vorstellt, die versierten Umgang in den verschiedensten Medien, von der Malerei über Foto, Video und Installation bis zum Performativen belegt. Die Fotoarbeit Synchronisation stellt den Endpunkt einer Performance dar (3.000€). Auch die Kunstszene musste international im Kontext der Wirtschaftskrise ihre Federn lassen, doch kann die VIENNAFAIR 2011 mit ihrem aktuellen Auftritt exemplarisch für den frischen Aufwind verstanden werden. Die Stimmung der Aussteller war zur Eröffnung von Optimismus dominiert, die der Besucher von genüsslichem Vergnügen. Der Kunstplatz Wien zeigt mit diesem erfolgreichen Update der VIENNAFAIR durchaus Qualität und das Potenzial, sich zur hochwertigen Drehscheibe der zeitgenössischen Kunstproduktion zu entwickeln.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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VIENNAFAIR
12 - 15.05.2011

Messe Wien
1020 Wien, Messezentrum Wien Neu, Halle A
http://www.viennafair.at
Öffnungszeiten: Do 11 - 19 h; Fr 11 - 21 h; Sa 11 - 19 h, So 11-18 h


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