Walter Seidl,
In search of Balkania: Die Suche nach dem Anderen
Der Balkan ist immer der Andere - so die These Slavoj Zizeks in Bezug auf die Identität des Balkans, der je nach geografischem Standpunkt innerhalb Europas unterschiedlich lokalisiert wird. Dieser Worte bediente sich auch der österreichische Kunststaatssekretär in seiner Eröffnungsrede zu der von Peter Weibel, Eda Cufer und Roger Conover kuratierten Ausstellung.
Eines der Spannungsfelder - die Reflexion realsozialistischer Praktiken im Kontext der Appropriationsversuche westlicher Sozialisierungsformen der letzten Dekade bedingt stets eine Gratwanderung zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem, ein Konflikt, der auch in der Rede des Staatssekretärs deutlich wurde. Das Statement, dass Österreich ebenso Teil des Balkans sei, veranlasste den Politiker dazu, den subtilen Umgang der KünstlerInnen mit ihrer persönlichen Vergangenheit in eine krude Rede über das eigene Land umzuwandeln, deren im Stakkato gehaltener, in den Lautsprechern dröhnender Tonfall an die Parolen von Staatsmännern mit diktatorischen Zügen erinnerte.
Die intensive KuratorInnenrecherche erschloss sämtliche Aspekte der Kunst unserer südöstlichen Nachbarländer, die in ihrer dichten Hängung auf den ersten Blick so undechiffrierbar scheint wie das Phänomen Balkan selbst. Ein genauer Blick verweist etwa auf die lange Tradition der Performancekunst bei Vlasta Delimar oder Tomislav Gotovac, die Verquickung von Folk Music mit gegenwärtigen Popmusiktendenzen bei Milica Tomic und dem Duo Missirkov/Bogdanov, die Thematisierung geschlechtsspezifischer Positionen, etwa bei Esra Ersen, Kalin Serapionov oder Zoran Naskovski (in den abgedunkelten und explizit ausgewiesenen Videoräumen), sowie die Situation ethnischer Roma bei Celac Király Marcu.
Der Balkan präsentiert sich hier als buntes Mosaik miteinander harmonierender und konkurrierender Installationen, Malerei, Zeichnungen, Video- und Fotoarbeiten. Als Reflexion der gegenwärtigen Problemstellungen in einem immer näher rückenden Europa gelang es Peter Weibel wiederum als einem der ersten, eine umfassende Schau zu einem in den letzten Jahren immer wichtiger gewordenen Feld der aktuellen Kunstproduktion zusammenzustellen.
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In search of Balkania
05.10 - 01.12.2002
Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum
8010 Graz, Sackstrasse 16
Tel: +43 316 82 91 55, Fax: +43 316 81 54 01
Email: post@neuegalerie.stmk.gv.at
http://www.neuegalerie.at
Öffnungszeiten: Mo-Sa 9-18, So 9-12 h
05.10 - 01.12.2002
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