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Power up - Female Pop Art: Aus der Versenkung

Die Nachricht hat begrenzten Neuigkeitswert: Künstlerinnen wurden seit jeher vom Kunstbetrieb vernachlässigt. Dies konstatierte Linda Nochlin bereits 1971. Als ihr epochaler Text „Why have there been no great women artists“ erschien, konnte man auf Besserung hoffen, darauf, dass nun Galeristinnen, Kuratorinnen, Kritikerinnen flächendeckend hinsichtlich Ausschließungsmechanismen sensibilisiert würden. Doch das geschah, warum auch immer, offenbar eben nicht. Wie sonst wäre es dann zu erklären, dass die meisten Künstlerinnen der Ausstellung „Power Up. Female Pop Art“ (Kuratorin: Angela Stief) in der Kunsthalle Wien nahezu unbekannt sind? Jann Haworth etwa: Ihre Soft Sculptures, die sie noch vor – oder zumindest zeitgleich mit – Claes Oldenburg erfand, waren einer breiteren Öffentlichkeit bisher vorenthalten. Oder Christa Dichgans: Angesichts ihrer knalligen Malereien aufblasbarer Herzen oder merkwürdig unheimlich wirkenden Spielzeugs fühlt man sich an die viel späteren Plastiken und Gemälde eines Jeff Koons erinnert. Die überaus frisch wirkenden Plastiken einer Marisol waren bis dato bestenfalls Thema feministischer Kunstgeschichte-Seminare, und ebenso waren die agitatorischen Plakate von Sister Corita Kent oder die Happenings von Evelyne Axell schon fast in der Versenkung verschwunden. Auch die Werke populärerer Künstlerinnen vermögen zumindest teilweise zu überraschen: Wer wusste etwa, dass Kiki Kogelniks Oeuvre abseits ihrer kunstmarkttauglichen Köpfe recht grausige Seiten besitzt? Ihre obsessiv-erotischen Zeichnungen, in denen Geschlechtsorgane attackiert und voyeuristisch investigiert werden, erstaunen nicht weniger als der güldene Kitschaltar von Niki de Saint Phalle. Bleibt nur noch die Frage, ob die hier vertretenen Künstlerinnen tatsächlich der Pop Art zugerechnet werden können. Angesichts der Durchlässigkeit dieser wie jeder anderen Strömung sollte man dies jedoch nicht allzu eng betrachten. Und dass die Gestaltung der Schau – mit Porträts auf Litfaßsäulen und Objekten in Schaufenster-Kojen – zwar der Pop Art Rechnung trägt, dabei aber die Exponate selbst zu wenig in den Mittelpunkt rückt, tut ihrer Bedeutung ebenfalls keinen Abbruch.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Power up - Female Pop Art
05.11.2010 - 20.02.2011

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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