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Originalfunktional - Zeitgenössisches Künstlermobillar aus der Wiener Werkstadt: Diskursives Kunstmobiliar

Wien hat eine neue Kunst-Institution, die Wiener Art Foundation. Der Einzug in die ehemaligen Räume der Bawag Contemporary in der Barnabitengasse wurde mit der Eröffnung am 29. Oktober ausgiebig gefeiert. Zahlreich erschienen Künstler, Galeristen, Kuratoren, Sammler und andere Kunstinteressierte um der Performance von Christian Falsnaes und Philipp Quehenberger beizuwohnen und dann noch viele Stunden in ausgelassener Stimmung oder anregenden Gesprächen zu verbringen. Mit der Öffnung der Wiener Art Foundation realisierten Amer Abbas und Stephan Bidner als künstlerischer Leiter die Idee eines unkonventionellen Orts der Kommunikation rund um die Kunst - spontan und mit spektakulärem Startschuss. Im Fokus stehen nicht Präsentation und ehrfürchtige Betrachtung von Kunst und ihren Werken, die in ihrer auratischen Sphäre des Genialen quasi unantastbar ist und der man sich über theoretische Reflektion bestenfalls annähern kann. Intendiert ist eine Plattform für Kunstprofessionisten wie jeden am Kunstgeschehen Interessierten, ein öffentlicher Ort der Begegnung mit Kunst, zu deren Vermittlung und Diskussion. Kunst soll nicht nur diskursiv, sondern auch im direkten Sinne begreifbar und erlebbar werden, sich mit der gegenwärtigen Realität unserer Welt verzahnen. Für die erste Ausstellung originalfunktional konnte eine stattliche Anzahl von Künstlern gewonnen werden, die Räumlichkeiten mit eigenem Mobiliar auszustatten und eine Art Gaststätte zu präsentieren. Historische Referenz leisten Exponate wie die Sitzmaschine von Josef Hoffmann oder der Armsessel von Gerrit Rietveld. Besser als anhand dieser „Kunstgegenstände mit Gebrauchsfunktion“ ließe sich die inhaltliche Zielsetzung der Wiener Art Foundation kaum manifestieren. Beim Eröffnungsfest saßen die Gäste etwa auf Sesseln und Hockern von Franz West, Esther Stocker, Peter Sandbichler oder Gerwald Rockenschaub, an Tischen von Eva Schlegel, Heimo Zobernig, Gelitin oder Marcus Geiger. Man nahm auf Bänken von Erwin Wurm und Michael Kienzer seinen Drink zu sich. Auf der „Menorah“ von Elke Krystufek oder der Schnapsbar von Rudolf Polanszky konnte man sein Glas abstellen und Kinder hatten ihren Spaß am „Vinzi Chair“ von Heidulf Gerngross oder dem „Wobbel“ von David Moises. Es steht sogar der „Shit Cargo Liner“, ein Gefährt aus Stahl, Luftkissenfolie und Klebeband von Hannes Langeder, zum Ausprobieren bereit und die Lichtbühne von Columbosnext diente der Performance von Quehenberger und den anschließenden DJs. Einen bemerkenswerten Beitrag leistet Franz West. Anlässlich der Eröffnung widmet der Künstler der Wiener Art Foundation die Edition „Quasimodo“, einem Wohnzimmer-Wäschehaken in der limitierten Auflage von 172 Stück. Der Erlös kommt zur Hälfte dem Integrationshaus Wien zugute und bezweckt zum Anderen zumindest teilweise die Abdeckung von Ausstellungskosten der Foundation. Eine ganze Folge von frei zugänglichen Veranstaltungen in der Wiener Art Foundation ist nicht nur freundliches Angebot, sondern unerlässlicher Teil und Konsequenz der gesamten Ausstellungsidee. Neben den parallel geführten, wechselnden Teilausstellungen „berlinerzimmer #1“ bis „berlinerzimmer #3“, die den Konnex und künstlerischen Austausch mit der deutschen Metropole bestärken sollen, werden Filmabende, Lesungen und Performances abgehalten oder auch ausgewählte Gäste zum gemeinsamen Abendessen mit KünstlerInnen geladen. Der Ablauf wird auf der Homepage oder über den Newsletter bekannt gegeben. Das grundlegende Programm der Wiener Art Foundation, speziell dieser Ausstellung, stellt sich als ein ideelles Offert an Wien dar, als Einladung das urbane Leben in das aktuelle Kunstgeschehen zu involvieren bzw. mit Kunst durchwachsen zu lassen und diese als effektive Komponente zu integrieren. Man darf sich zwar über den neuen und freudig begrüßten Fixpunkt in der Wiener Kunstszene freuen. Dadurch wird die Kunstlandschaft der Stadt mit einer lebendigen, unkonventionellen Option bereichert, deren Kriterien qualitativ und durch keine hierarchischen Systeme bedingt sind. Dennoch bleibt doch ein Wermutstropfen. Denn schon kommenden Jänner muss die Wiener Art Foundation einem kommerziellen Geschäftslokal weichen – wohin, ist noch ungewiss. Die Hürde sind, wie fast immer, die benötigten finanziellen Mittel, da sich die öffentliche Hand Betreffs Unterstützung zusehends zurückzieht und private Sponsoren oder Mäzene schwer zu motivieren sind. Nur eines steht fest: das tatkräftige Engagement von Amer Abbas und Stephan Bidner, die Wiener Art Foundation als ideell orientierte und innovative Institution kulturpolitisch zu positionieren und nachhaltig zu etablieren.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Originalfunktional - Zeitgenössisches Künstlermobillar aus der Wiener Werkstadt
30.10.2010 - 15.01.2011

Wiener Art Foundation
1060 Wien, Schadekgasse 6-8
Email: office@artfoundation.at
http://www.artfoundation.at/
Öffnungszeiten: Mi-So 16.00-22.00 Uhr | bei Veranstaltungen bis 24.00 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
ah so, na ja
Herkfan | 15.11.2010 11:20 | antworten
ja also... wir haben schon einmal auch weniger ratlose Gesichter bei einer Eröffnung gesehen, aber ja warum nicht auch mal feiern und auch nochmal, und am besten im 2 Wochen Takt. Die 4. Kneipe von Amer eben - oder die 5.?

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