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Selbstdarstellung

Manchmal erscheinen Dinge dermaßen verdreht, dass man sich selbst bei den Beinen packen und wieder auf den Boden stellen muss. Also ganz gemäß dem beliebten Picabia-Zitat, wonach der Kopf rund sei, damit das Denken die Richtung wechseln könne. Zum Beispiel bringt eine respektable Person absurde Argumente mit einer derartigen Selbstverständlichkeit vor, dass man an sich selbst und seiner Einschätzung zu zweifeln beginnt. Was ja an sich nichts Negatives ist – wie gesagt, der runde Kopf. Unlängst erzählte mir zum Beispiel jemand, dass der längstjährige Museumsdirektor des Landes, Peter Noever, seine Selbstdarstellung in Buchform mit dem schönen Titel „Chronisch obsessiv“ aus Geldern des von ihm geleiteten MAK finanziert habe. 40.000 Euro soll das gekostet haben, angeblich. Außerdem, hörte ich, zahlte seine Website – auch nicht gerade für einen Pappenstiel zu haben – ebenfalls das Museum. Also rief ich Peter Noever an. Der mir dann folgendes erklärte: Erstens wurde das Buch eh nicht vom MAK bezahlt, sondern von der MAK Art Society, alles okay also. Und dass die Website vom Museum geblecht wurde sei total in Ordnung. Die ist nämlich Teil eines Spezialarchivs für „Designpioniere“. Sag ich zu ihm: Aber Herr Noever, eine etwas bodenständige Frage, finden Sie das nicht ein bisschen problematisch? Dass Sie MAK-Gelder für Ihre eigene Website verwenden? Nein, erklärte er mir, weil erstens sei die Website ja integrativer Teil der MAK-Homepage. Und zweitens ermöglichte es diese erst, Geld für weitere Spezialarchiv-Projekte aufzustellen. Weil man mit der Noeverschen Website demonstriert habe, wie das funktioniert. Bei solchen Aussagen bleibt einem schlicht und einfach die Spucke weg. Denn zum einen ist es im Grunde völlig egal, ob sich der designende Museumsdirektor sein Büchl vom Museum oder vom Freundesverein zahlen lässt. Letzterer soll schließlich das Haus selbst unterstützen, und nicht die Eitelkeiten des Direktors. Aber gut, vielleicht verkaufen sie ja die ganze Auflage und spielen damit einen Teil der Kosten wieder ein – kann ich mir zwar nicht ganz vorstellen, aber bitte. Und was die vor allem durch einen Link in jene des Museums integrierte Website betrifft: Es erscheint doch eher unwahrscheinlich, dass es in ganz Österreich so gut wie keine anderen „Designpioniere“ außer den Direktor selbst gäbe, mit deren Entwürfen, Schriften oder Interviews man eine derartige Datenbank zwecks Akquise weiterer Mittel füttern könnte. Es ist erstaunlich, welch komplizierte Argumentationsfiguren da bemüht werden, um eine derartige Selbstbereicherung zu legitimieren. Schon seit langem zeigt sich immer wieder, dass Museumsdirektoren die Häuser unter ihrer Verantwortung als etwas betrachten, das ihnen selbst gehört, da ist Noever kein Einzelfall. Es streitet ihnen eh niemand das übermenschliche Engagement ab. Aber dafür bekommen sie auch fürstlich bezahlt. Drum: Wenn jemand einen der bestdotierten Jobs in der Kunst hat, dann könnte er sich sein Steckenpferd selber zahlen. Oder sich zumindest nicht über niedrige Ankaufsbudgets beklagen. Aber vielleicht sehe ich das ja alles falsch, ich Quadratschädel.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Selbstdarsteller Noever
Hans Huber | 09.10.2010 12:59 | antworten
Noever´s Behauptung, die Verlinkung von der MAK-Hompage zur Noever-Hompage mache diese zum integrativen Teil der Museums-Website zeigt, dass Noever nichts vom Internet versteht. Viel versteht Noever jedoch vom „Netzwerken“. Deswegen wird sein Unvermögen, das eigene Geld von fremdem Geld zu unterscheiden, keine nachteiligen Folgen haben. Jeder interessierte Beobachter kann sehen, dass das MAK im Verbund der Bundesmuseen eine Sonderstellung einnimt. Effiziente Kontrolle findet nicht statt - weder intern, noch extern. Offenkundig wird dies im Umstand, dass der erste Manager und erste Banker im Land, Erste Bank-Chef Andreas Treichl (ÖVP), als MAK- Kuratoriumsvorsitzender, die Kontrolle über seinen Freund Peter Noever verloren hat. Treichl muss sich bezüglich seines Bankerimages keine Sorgen machen: Auch sein Kollege von der Kontrollbank, Rudolf Scholten (SPÖ), war Mitglied des MAK Kuratoriums und konnte / wollte Noever nicht kontrollieren. Schließlich zählt Scholten zu den lieben Freunden des Direktors. Dies gilt auch für den ersten Bürger im Staat: Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) liess sich vor Jahrzehnten von Noever bei der Büroeinrichtung beraten. Später - als Wissenschaftsminister - bestellte er ihn zum Direktor des MAK. Noever, nach 23 Jahren der längst dienende Museumsdirektor der Republik, richtet das Ministerbüro von Claudia Schmied (SPÖ) ein. Sie verlängert seinen Vertrag um weitere zwei Jahre. Auch extern erfolgte keine Kontrolle: Das MAK ist - im Gegensatz zu anderen Bundesmuseen - während der letzten 20 Jahre nicht vom Rechnungshof geprüft worden. In diesem, von Politkern und anderen Entscheidungsträgern freundschaftlich aufbereiteten Umfeld kann Peter Noever ungestört über „sein“ Budget verfügen. Die ressortverantwortliche Unterrichtsministerin lobte anlässlich der Vertragsverlängerung Peter Noevers Arbeit als“...weit über die Grenzen des Landes hinaus strahlend...“ Noever plant indes den Nachlass eines gewissen Serge Kirchhofer für das MAK anzukaufen. Ob die SPÖ-Ministerin für Unterricht, Kunst und Kultur merkt, in welchem Netzwerk sie sich verfangen hat? Hans Huber Wien

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