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Ernst Epstein (1881-1938) Der Bauleiter des Looshauses als Architekt: Veruntreute Geschichte, restituiert

Wenn das Jüdische Museum Ernst Epstein mit einer Personale würdigt, ist dies ein Schritt zu einer Beschäftigung mit Architektur jenseits der mit dem Etikett "Star" versehenen Hipness großer Entwerfer. Epsteins Leben ist symptomatisch für das assimilierte Judentum im Wien der Jahrhundertwende und der Ersten Republik. Hatte der Architektenberuf bei der im Bewusstsein der Diaspora aufgewachsenen jüdischen Bevölkerung keine Tradition, so erlebte er seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung. Vorbildhaft war nicht zuletzt die Person des Rektors der Technischen Hochschule Wien, Carl König, dem vor wenigen Jahren ebenfalls eine Retrospektive des Jüdischen Museums galt. Während die Klasse Otto Wagners wegen ihres latenten Antisemitismus gemieden wurde, war eine andere Vorbildfigur Adolf Loos. Wie viele Architekten jüdischer Herkunft geriet auch Epstein in die Kreise Loos, für den er die Bauleitung des Hauses am Michaelerplatz übernahm. Viele von Epsteins zahlreichen eigenen Bauten gehören heute zu dem, was einem immer wieder als qualitätvolle "anonyme" Architektur des frühen 20. Jahrhunderts auffällt, etwa die beiden Häuser Schleifmühlgasse 3 und 5 oder das Gebäude Josefstädter Straße 21, in dem der Architekt Rudolf Lorenz seine erfolgreiche Kunsttischlerei betrieb. Epstein blieb zeit seines Lebens einer auf soliden technischen Kenntnissen und klassischen architektonischen Prinzipien beruhenden unspektakulären Moderne verpflichtet und kam damit zu Ansehen und Wohlstand. Während Rudolf Lorenz 1938 nach London emigrierte, nahm sich Epstein im Mai 1938 das Leben. Dass ihn die von Markus Kristan und Sabine Höller-Alber kuratierte Ausstellung nun in die Wiener Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts zurückholt, ist gut, richtig und wichtig.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Ernst Epstein (1881-1938) Der Bauleiter des Looshauses als Architekt
30.06 - 20.10.2002

Jüdisches Museum Wien
1010 Wien, Dorotheergasse 11
Tel: +43(1) 535 04 31, Fax: +43(1) 535 04 24
Email: info@jmw.at
http://www.jmw.at
Öffnungszeiten: So-Fr 10-18, Do 10-20 Uhr, Sa geschlossen


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