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Lara Almarcegui: Das Ganze als Summe seiner Teile

Zerbröselte der Hauptraum der Wiener Secession in die zu seiner Konstruktion verwendeten Baumaterialien ergäbe das 99 m³ Ziegel, 43 m³ Beton, 42 m³ Mörtel, 30 m³ Styropor, 24 m³ Terrazzo, 8,5 m³ Gips, 7 m³ Holz, 2 m³ Glas und 0,5 m³ Stahl. Lara Almarcegui führt dies nun ebendort effektsvoll vor Augen. Besagte Materialmassen ließ sie zu Haufen aufschütten, deren auratische Wirkung den an sich nüchternen Akt der faktischen Bestandsaufnahme vergessen lassen. Denn die Strategie der 1972 in Spanien geborenen und in Rotterdam lebende Künstlerin ist vorderhand eine protokollierende, oft auf gründlichen Recherchen basierende. Urbanes Brachland wurde in diesem Zusammenhang immer wieder Gegenstand ihrer Untersuchungen, die sie meist in Form von Publikationen, Fotografien und Diaprojektionen präsentiert. Für ihr Wiener Solodebüt erforschte Almarcegui das mit Ende des Zweiten Weltkriegs stillgelegte Gebiet des hiesigen Nordbahnhofs. Das Ergebnis ihres Befunds liegt in der Ausstellung als Broschüre auf, die Informationen zur einst strategischen Bedeutung, zur vegetativen Beschaffenheit und zur künftigen städtebaulichen Entwicklung des Geländes ebenso enthält wie fotografische Abbildungen, die den Ort entgegen seiner spezifischen Eigenheiten als undefinierbare Allerwelts-Zwischenzone ausweisen. Konzepten, die Kunst als Form des Wirklichkeitsentwurfs verstehen, hält Almarcegui die analytische Zergliederung existierender Gegebenheiten entgegen, um den Blick auf meist nicht bedachte Details zu lenken. Dass sie nicht immer zu so überzeugenden formalen Lösungen findet wie in „Bauschutt Hauptraum Secession“, belegt das Video im Grafischen Kabinett. Nüchtern dokumentiert es das Abtragen und Neuverlegen des dort befindlichen Parkettbodens, der jedoch keine Spuren dieser Intervention mehr erkennen lässt. Um den Betrachter allerdings psychisch wie physisch in räumliche Transformationsprozesse zu involvieren, seine Aufmerksamkeit für die ihm gewöhnlich verborgenen Details zu schärfen, bedarf es sichtbarerer Gesten als nur jene des stillen Verweises. Gerade in der Secession haben das in der Vergangenheit Kunstschaffende immer wieder eindrucksvoll bewiesen.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Lara Almarcegui
10.09 - 07.11.2010

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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