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Kunst- und Kulturbericht der Stadt Wien 2001: Frauen im Vormarsch?

Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny präsentierte den ersten Kunst-und Kulturbericht seiner Amtszeit. Plakativ und unübersehbar prangt die wesentliche Neuerung am Cover: \"Feministische Forderungen sind tragbar!\". Dieser Schriftzug auf rotem Transparent, von zwei Frauen getragen, ziert den Kunst-und Kulturbericht 2001 der Stadt Wien. Erstmals hat Mag. Karin Rick im Frauenkunstbericht explizit die Kategorie des Geschlechts einbezogen. \"Damit wollen wir selbstkritisch das Förderverhalten analysieren\", so Mailath-Pokorny. Das Ziel ist Gleichberechtigung. Realität und Wunsch klaffen jedoch auseinander. Im Wesentlichen muss man sagen: Nicht viel Neues unter der Sonne. Das Budget für Kulturförderungen sank im Vergleich zum Jahr 2000 um 9,11 Mio. auf 162,26 Mio. Euro. Die Lücken, die das Sparprogramm des Bundes in den Kunstbereich reißt, kann die Stadt Wien nur notdürftig füllen. Mailath-Pokorny verspricht die Weiterexistenz von Filmmuseum, Kosmos Frauenraum und Künstlerhaus. Die Daten, Interviews und Erhebung von Frauen in Führungspositionen im Frauenkunstbericht 2001 machen die Geschlechterasymmetrie transparent. In fast allen größeren Wiener Kulturbetrieben sind Männer die künstlerischen Leiter. In der zweiten Reihe, von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, kommen Frauen eher zum Zug. In der kaufmännischen Leitung der Theater beträgt der Frauenanteil 30%, bei literarischen Beiratsmitgliedern 60%, bei Film und Video inklusive Geschäftsführung 48%. Eklatant ist das Ungleichgewicht im Musikbereich: Keine einzige Frau dirigierte oder komponierte bei den Wiener Festwochen, insgesamt gingen nur 28% der Kompositionsaufträge an Frauen. Im traditionell weiblichen Kostüm werkten bei den Wiener Festwochen 67% Frauen, beim Bühnenbild nur 20%. Feministischer Hoffnungsträger ist die Bildende Kunst: In der Secession sitzen 91% Kuratorinnen, bei 48% der Einzelausstellungen kamen Künstlerinnen zum Zug. Der Frauenanteil bei den Kunstankäufen der Stadt Wien betrug 49%. Einziger Wermutstropfen: 185.910 Euro zahlte die Stadt dafür, während für die 51% männliche Kunst 260.183 Euro aufgewendet wurden. Dieses Ungleichgewicht ist aber ein Indiz für weibliches Zukunftspotential: Bei jüngerer, preislich niedriger angesiedelter Kunst überwiegen Frauen.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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