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Clockwork Ocker

Ausgangspunkt war ein Uhrengeschäft mit klassischer Countersituation: Auf der einen Seite die Kunden, hinter der Theke das Verkaufspersonal, rundherum Wände voller Uhren. Beim Umbau des Traditionsbetriebs mit Werkstätte verschwand ein Großteil des Sortiments, ähnlich wie in Apotheken, hinter glatten furnierten Wänden, die ihr Schrank-Innenleben auf leichten Druck und ganz ohne Griffe und Knöpfe freigeben. Die konkaven Ecklösungen verbergen zusätzlichen Stauraum. Vor allem aber vereinheitlichen sie den trapezoiden Raum, dessen Dimensionen immer fassbar bleiben. Die Wand zur Werkstatt wurde durch eine etwas niedrigere elfenbeinfarbene Vitrinenwand ersetzt, über der sich die grau-weiße Decke mit indirekter Lichtleiste fortsetzt. Dahinter liegt der nach dem Vorbild moderner Gastronomieküchen einsichtige Arbeitsplatz des Uhrmachers. Nicht nur in den in verschiedenen Cremetönen lackierten abgerundeten Vitrinentischen werden Anklänge an die hohe Kultur der Wiener Geschäftseinrichtungen der dreißiger und fünfziger Jahre spürbar, an Max Fellerer und Oswald Haerdtl, die ihre Wurzeln in Lösungen wie Adolf Loos\ Einrichtung des Herrenschneiders Knize am Graben haben. Mit ihrer furnierten Innenseite kehren die Vitrinentische die Struktur der innen lackierten Wandschränke um. Statt Glitzer-Chichi prägt haptische Materialität den Raum: Das ockerfarbene geölte Rüsterfurnier, der zweifarbige Tweedteppichboden, das lackierte Holz der Verkaufstische, ruhige Formen, deren weichen Kanten die warme Farbigkeit unterstützen. Trotz des klar definierten einheitlichen Konzepts entsteht kein abgehobenes Designkonstrukt. Ebensowenig wird die formale Reduktion zum aufgesetzten Minimalismus. Die Praktikabilität bleibt primär. Gerade deshalb ist sie so selbstverständlich, dass sie nur den Hintergrund bildet: Sachlichkeit im besten Sinne. Eichinger oder Knechtl, Uhrengeschäft Meindl, Wollzeile 8, A-1010 Wien www.eok.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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