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Die Welt als Villa und Volksschule

Die Brünner Funktionalisten waren außerhalb der Tschechoslowakei lange Zeit eher Geheimtipps. Seit der Demokratisierung Ostmitteleuropas rückt die tschechische Moderne aber zunehmend in das Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit. Brünn hat mit seiner enormen Dichte an funktionalistischen Bauten ein einzigartiges architektonisches Kapital, das, auch im Zusammenhang des zunehmenden Haus-Tugendhat-Tourismus, wachsendes Interesse bei Kulturreisenden genießt. Der von Zdenek Kudelka und Jindrich Chatrny herausgegebene neue zweibändige Bestandskatalog des städtischen Museums zur Brünner Moderne listet die Bautätigkeit der zwanziger und dreißiger Jahre penibel auf. Das Bildmaterial ist ebenso umfang- wie aufschlussreich. Ein ausführlicher bio- und bibliografischer Teil schließt sich an. Die Darstellung beschränkt sich allerdings auf den Funktionalismus und lässt andere Strömungen der Zwischenkriegsmoderne weitgehend außer Acht. Reichlich willkürlich ist die Auswahl deutschsprachiger Architekten, die sich, abgesehen von den kanonisierten Arnost Wiesner, Otto Eisler und Heinrich Blum, im Grunde auf den unbedeutenden Vinzenz Baier beschränkt und viele innovativere und wichtigere Architekten ignoriert. Peinlich sind auch Übersetzungen wie \"Working Association of the German People\" für den Deutschen Werkbund. Dennoch ist der Katalog ein unverzichtbares Standardwerk. Dass sich Brünn auf seine funktionalistische Tradition besinnt und (ebenso wie die Stadt Zlín es schon seit längerem tut) auch im touristischen Kontext mit ihr wirbt, lässt hoffen. Nicht zuletzt auf die lange überfällige Restaurierung eines Kleinods der Moderne, Bohuslav Fuchs\ derzeit arg verschandelte Avion-Hotels. For new Brno. The architecture of Brno 1919-1939, 2 Bände, herausg. v. Zdenek Kudelka und Jindrich Chatrny, Muzeum Mesta Brna 2001
Mehr Texte von Iris Meder †

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