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paraflows .5 - mind and matter: Die Ideale digitaler Kultur

MIND AND MATTER – wo ist der Dualismus von Geist und Materie in der digitalen Kunst und Kultur zu verorten? Welche Relevanz kommt dem Virtuellen und seinem scheinbaren Gegensatz, dem Objekthaften, in der heutigen digitalen Kultur und Gesellschaft zu? Welche Aufgabe hat die digitale Kunst in diesem Kontext zu leisten? Diese Thematik von paraflows.10, dem 5. Festival für Digitale Kunst und Kulturen, soll mit dem Symposion (10.-12. September) diskursiv erfasst und mit der Ausstellung im Künstlerhaus exemplarisch an Kunstwerken veranschaulicht werden. Die traditionelle These der klaren Definierbarkeit und Verortung von Ideellem und Körperlichem ist im digitalen Zusammenhang nicht mehr haltbar. Selbst wenn das eine Prinzip das andere bedingt und des anderen bedarf: wo endet das (bisher in den höheren Gefilden des Intellektuellen postierte) Geistige, bzw. wo beginnt das Territorium der (vermeintlich untergeordneten, irdischen) Materie, wenn es um Hardware, Software, Programm, Prozesse oder Simulationen am Computer geht? Welche zudem einen scheinbar realen Charakter präsentieren? Speziell die Leistungen der künstlichen Intelligenz und „das Netz“, das, gleichsam verlebendigt, sich buchstäblich unseren Alltag einverleibt und zugleich eine virtuelle Gesellschaft in einer virtuellen Realität erzeugt, lösen prinzipiell jede traditionelle Hierarchie auf. Die einstigen Gegensätze von Geist und Materialität haben sich in diesem Kontext durchdrungen, Komponenten wie Zeit und Ausdehnung werden von neuen Dimensionen abgelöst. Dem Digitalen und seiner Kunst kommt ein neues Potential zu. Im Katalog zu paraflows.10 wird ein hoher Anspruch an die digitale Kunst gestellt: als „Trägerin eines utopischen sowie praktisch aufklärerischen Potentials“ solle sie „in der konkreten Praxis wie in der diese fundierenden Theorie“ mitgestaltend wirksam sein. Das „künstliche Bewusstsein“, welches das kollektive Bewusstsein der digitalen Gesellschaft sein wird, solle mit Hilfe der Kunst von kapitalistischen Interessen emanzipiert, sowie beeinflusst und geformt werden. Der digitalen Kunst komme somit politische Relevanz zu. Die Ausstellung im Künstlerhaus vermittelt sowohl die Geschichte wie die Vielfalt der Formen digitaler Kunst. Bereits in den 70er Jahren thematisierte Zelko Wiener die figurale Präsenz von digitalen Zeichen und Codes. Peter Kogler repräsentiert die Idee und ihre Flüchtigkeit in der pulsierenden Projektion eines Gehirns und konfrontiert dieses gleichsam als Software mit seiner Hardware, d.h. mit seiner materiellen organischen Existenz, inszeniert als computergefräste Form im Schutz einer Vitrine. Lia visualisiert in einer interaktiven generativen Arbeit variabel einstellbare Parameter zu imaginären Räumen. Celine Berger verarbeitet die verschiedenen Stimmen von MitarbeiterInnen nach der Insolvenz ihres Unternehmens zu einer Audioinstallation, in deren Gesamtkomposition mehrere Bedeutungsebenen simultan und unmittelbar vergegenwärtigt werden. Niki Passath stellt sich ausdehnende und zusammenziehende architektonische Bausteine in ein kommunikatives und reaktives System der Robotik, Julian Palacz hat die Bewegungen der Computermaus bildlich festgehalten. Die Exponate sind in der Tat vielgestaltig, interessant, ästhetisch, innovativ und anregend, das Virtuelle findet in konkreter sinnlicher Form seine polymorphe Manifestation. Doch scheint der oben zitierte Auftrag an die Kunst, kathartisch zu wirken, allzu ideell – oder vielleicht auch überzogen oder romantizistisch: in dieser Hinsicht ist die Materialisierung der Theorie sicherlich noch Utopie.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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paraflows .5 - mind and matter
10.09 - 10.10.2010

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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