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Die SchizoCity

Wenn man am späteren Nachmittag durch die Hauptgasse der SchizoCity geht, dann hat man den Eindruck scheinbar allen strandfernen Ballerfrauen und Ballermännern aus der ganzen Welt zu begegnen. In banaler Freizeitkostümierung von Arschzwickminihosen bis zu Fetzenleiberln wälzen sich lemminggleich die Allerweltsurlauber durch dieses Nadelöhr der scheinbar großen weiten Welt. Aber warum? Um vielleicht doch einen Blick auf den einen oder anderen Vertreter der Hochkultur zu erhaschen? Einfach nur da zu sein, um sagen zu können, dass man da war? In der Hoffnung, dass das hier nicht vorhandene Festspielflair trotzdem mit einem Fünkchen auf die Quetschdrängmasse abfärbt? Die sich fleissig aber freudig lustlos immer hin und her wälzt? Denn wo anders ist diese Urlaubsmeute ja nicht. Nicht einmal im „Jedermann“. Da müssten nämlich täglich zumindest 8 Vorstellungen stattfinden. In den Galerien? Fehlanzeige. Eventuell bei Regen – da ist ein Gratisunterstellplatz sicherlich willkommen. Museen? Naja – von einem Getreidegassenandrang kann man nicht reden. Aber da in den Museen, den Galerien, der art salzburg Aufregendes, Anregendes, Schönes zu sehen ist, gibt’s dann doch das interessierte und aufmerksame Publikum. Inklusive wichtiger Sammlerinnen und Sammler. Und jeden Abend kommt aus der Umgebung das Hochkulturpublikum zur Vielfältigkeitshochkultur, beklatscht diese und zieht sich wieder vornehm zurück in die Enklaven der Reichen und der Schönen. Die Hauptstadtgasse liegt ab 21.00 Uhr einsam und verlassen, erholt sich von den verschwundenen Menschenmassen, fürchtet schon die von morgen und übermorgen. Aber wo ist die riesige Ballerfamily geblieben? Wo hat sie sich verkrochen? Und warum taucht sie morgen und übermorgen und einen ganzen Festspielsommer lang immer wieder auf und zieht als Massenphänomen die Hauptgasse immer wieder auf und ab? In Salzburg muss man verdammt gut aufpassen, dass einem die Schizophrenie dieser Stadt nicht überfällt.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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