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Munich Contempo: Tendenziell hoffnungsvoll

Bekommt Berlin als Kunstmetropole für das Zeitgenössische neue Konkurrenz? München hat jetzt nämlich auch eine ernsthafte internationale Messe für zeitgenössische Kunst, die „Munich Contempo“, die vom 30. September bis 3. Oktober erstmalig stattfindet. Sie findet man im „Postpalast“ in der Innenstadt, ein Stück hinter dem Hauptbahnhof, wo schon die „Kunst Messe München“ für die Antiquitätenfreunde stattfindet, die ebenfalls vom Expo Management GmbH aus Kiel organisiert wird. Die „Munich Contempo“ startet mit fast 40 Ausstellern – so begann auch einmal die Art Dubai ­, will aber wachsen. Das verlangt Erfolg, aber der scheint sicher zu sein, denn die Messe will, so eine Sprecherin, nicht nur Kunst an die Sammler bringen, sondern auch einen intellektuellen Anspruch erfüllen. Sie setzt erwartungsgemäß auf etablierte und junge Positionen zeitgenössischer Kunst in Malerei und Skulptur, Video und Photographie, Installation und Performance, aber das alles wird kombiniert mit zeitgenössischem Design vor allem aus der „cutting edge“- Design-Szene. Die Teilnehmer kommen zwar auch aus München, denn es geht ja auch um die Weiterentwicklung der Szene in und um München, aber die Messe bespielen auch Galerien aus dem Rest der Republik und aus neun anderen Ländern (darunter Österreich, Portugal und Spanien). Die Aussteller sind sorgfältig ausgesucht und bieten qualitativ und intellektuell höchstes Niveau – Trash zum verticken ist hier nicht zu erwarten. Der Beirat, der über die Zulassungen zu entscheiden hatte, ist mustergültig zusammengesetzt, denn er besteht nicht wie bei den meisten anderen Messen aus Galeristen, die dann, Böcke zu Gärtnern, über ihre Wettbewerber befinden, sondern aus der Sammlerin Inge Rodenstock, dem internationalen Galeristen Michael Schultz (Berlin, Peking, Seoul), aus Christoph Tannert, dem Leiter des „Künstlerhauses Bethanien“ in Berlin sowie Bettina Krogemann als Vertreterin der Kunst-Publizistik. Zu den teilnehmenden Galerien zählen unter anderem Galerie KK Klaus Kiefer aus Essen, der drei seiner „Stars“ mitbringt: Yongbo Zhao (der auch als Illustrator für die „Süddeutsche Zeitung“ arbeitet), Johannes Grützke und Pavel Feinstein, dessen Ausstellung im Osthaus-Museum Hagen dann gerade vorüber sein wird. An Johannes Grützke, dem Meister der Ironie und der gnadenlosen Selbstanalyse, gibt es ein neu erwachendes Interesse zu verzeichnen. Damit sind wichtige, aber schwierige Positionen markiert, keine leichte Kost für Deko-Käufer. Das verlangt den ernsthaften Sammler ebenso wie das Programm von Jean-Pierre Ritsch-Fisch (Strasbourg), der zu den führenden Galeristen für Art Brut zählt. Er hat unter anderem mit Francis Marshall aber auch Künstler, die weit über die Grenzen dieser Sparte hinausgehen. Die Brasilianerin Regina Silveira kommt mit der Galerie Matthias Hauser aus La Coruña in Spanien. Sie digitalisiert Reifenspuren und schafft daraus, in Kombination mit anderen Elementen, Bilder variabler Abmessungen, bis hin zu raumfüllenden Installationen. Den Anspruch der Messe verdeutlicht auch Peithner-Lichtenfels aus Wien, der den ubiquitären Begriff des „White Cube“ beim Schopfe fasst und einen ganz weißen Stand präsentieren wird – mit ausschließlich weißen Kunstwerken. Zu den beteiligten Künstlern zählen unter anderem Tanja Boukal, MARCK und Urban Grünfelder. Die Münchner Galerie Francoise Heitsch veranstaltet, neben der normalen Kojen-Ausstellung eine kleine Sonderschau mit Klaus vom Bruch und zeigt außerdem Arbeiten des griechischen Künstlers Nikos Alexiou, der 2007 den griechischen Pavillon auf der 52. Biennale gestaltet hat. Eine bemerkenswerte Premiere hat die Galeri NON (Istanbul), die das erste Mal in Deutschland, ausstellt. Kein Wunder, die Galerie ist knapp ein Jahr alt und zählt zu den "most promising galleries" am Bosporus, mit einem international ohne Einschränkungen satisfaktionsfähigem Programm. Arthobler aus Porto bringt Arbeiten des?tschechischen Künstlers Jakub Nepras hinter Schwanthalers „Bavaria“. Nepras verwendet reale Objekte und Videobilder, um in einem rekonstruktiven Prozess die Natur von Abläufen zu untersuchen, was einmal nicht zu flauen Bildern voller Beliebigkeit, sondern zu ästhetisch hoch gesättigten Ergebnissen führt. Ein Knüller: Wolfgang Joop, als bildender Künstler bisher nur in Museen und einmal in einer Galerie gezeigt, hat seinen eigenen Stand gleich im Eingangsbereich und zeigt einen Querschnitt durch sein Werk. Weitere Teilnehmer sind, unter anderem, CAS (Salzburg), Hamish Morrison (Berlin), Rainer Klimczak (Viersen), Josef Filipp Jörg Rosbach aus Leipzig, Dirk Supper aus Karlsruhe, Terminus (München), Voss (Düsseldorf), Maior (Mallorca, Palma und Pollensa), Forsblom (Helsinki ) und Bernard Jordan aus Paris. Beiratsmitglied Bettina Krogemann: „Das Bild der Munich Contempo soll spannend und abwechslungsreich sein, anspruchsvolle Medienkunst wird integriert. Intellektuelle Tendenzen sind auf der Munich Contempo sehr willkommen.“ Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

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Munich Contempo
30.09 - 03.10.2010

Postpalast
80335 München, Wredestrasse 10
Tel: +49 431 680 380, Fax: +49 431 680 388
http://www.munich-contempo.com/
Öffnungszeiten: Donnerstag, 30. September bis Samstag, 2. Oktober 12-20 Uhr
Sonntag, 3. Oktober 11-18 Uhr


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