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Peter Skubic - Arbeiten von 2000 - 2010: Nicht Rebell - Grenzüberschreiter

„Schmuckrebell“ hat man ihn in der Gilde der Goldschmiede genannt, ein „Enfant terrible“ sei er und seine Aussage: „Schmuck muss nicht schön sein“, hat sicher viele Damen erschreckt, die vor allem ein „schönes“ Schmuckstück wollen. Seine Arbeiten sind aber eben nicht schmückendes Beiwerk, sondern Skulpturen, die man am Finger trägt oder am Revers. Es gibt schon auch runde Ringe und Broschen, die glatt sind. Aber das sind eher die Ausnahmen. Schmuck, so wie Peter Skubic ihn seit mehr als 50 Jahren schafft, ist nicht Behübschung oder Dekor, sondern eigenwillige künstlerische Aussage, die weit über das klassische Schmuckbedürfnis von Frau und Mann hinausgeht. Eher ist es Schmuck für Menschen, die sagen „Vorsicht, ich bin stachelig und du kannst hängen bleiben“. Distanz ist wichtig, sonst zieht der Pullover Fäden bei einer allzu engen Umarmung. Dass es Peter Skubic aber auch nicht nur um Schmuck geht, weiss man längst, seine Raumskulpturen sind legendär, sie werden in den renommiertesten Museen ausgestellt, und öffentlich und privat gesammelt, sie faszinieren als skulpturale Objekte, die so zweckfrei wie ausgeklügelt sind. Denn nichts überlässt Peter Skubic dem Zufall, jede seiner kleinen und großen Skulpturen ist sorgfältig überlegt, sie können auf mathematische Berechnungen zurückgeführt werden und basieren auf dem Goldenen Schnitt. Denn was so zufällig aussieht, ist nicht das Ergebnis einer Spielerei, sondern hat Strenge und ist das Ergebnis eines ordnenden Verstandes. Glatte Flächen, hochpolierte Edelstahlplatten, teilweise farbig lackiert oder mit Blattgold belegt und sorgfältig mit Röhrchen und Kopfschrauben verbunden, sind technisch genau ausgewogen, nichts ist hier dem Zufall überlassen und wenn die geometrischen, zu Räumen zusammengefügten Flächen, von einem Gestrüpp aus federnartigem Stahldraht umspielt werden, dann ist dies das Einzige, was anzeigt, dass es dem Künstler Freude macht zu überraschen, aus der Strenge auszubrechen und den Raum nicht nur mit strengen Flächen, sondern auch mit luftigem, heiterem Gewirr zu erobern. Und was heisst schon Rebell oder Enfant terrible? Nichts anderes, als dass hier ein Künstler Grenzen überschreitet, sich nicht einengen lässt von noch so ehrwürdigen Traditionen, oder dem Anspruch des Handwerks: so und nicht anders wird Schmuck gemacht, sondern der aufbricht und neue Wege sucht. Auch wenn die Schmuckstücke einen mutigen Träger brauchen, der sich nicht scheut vor Neuem, dann sind diese Trägerinnen und Träger sich absolut bewusst, dass hier ein origineller und höchst eigenwilliger, aber auch ein sehr nobler Weg begangen wird und sie durch das Tragen der Kleinskulpturen Teil der Arbeit dieses „Rebellen“ sind. Gerhard Kisser hat im Museumsdorf Gerersdorf bei Güssing Peter Skubic zum 75. eine Ausstellung ausgerichtet, die weniger den Schmuck zeigt, als die Raum- und Wandskulpturen. Spiegel und Farbe dominieren den Ausstellungsraum. Die Besucher erkennen in den glatten, glänzenden Flächen, ihr mehrfach gebrochenes Spiegelbild, sie sehen sich anders und ungewohnt. Aber gerade dadurch erkennt man sich in neuer, charakteristischer Form, kommt zu Überlegungen über das eigene Gesicht, über die eigenen Brüche und erkennt ein anderes, ein neues Selbst.
Mehr Texte von Angelica Bäumer

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Peter Skubic - Arbeiten von 2000 - 2010
17.07 - 27.08.2010

Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf
7542 Gerersdorf,
Tel: +43 3328 32255
Email: freilichtmuseum.gerersdorf@aon.at
http://www.freilichtmuseum-gerersdorf.at
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 -17.00, Sa, So & Feiertag 10.00 - 18.00


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