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Was tun mit dem Künstlerhaus?

Die Geschichte hat schon etwas von einer ewigen Erzählung, die Bemühungen des Wiener Künstlerhauses, endlich zu einer Lösung bei den dringend anstehenden Sanierungsarbeiten des Hauses der ältesten Künstlervereinigung Österreichs zu kommen. In einer Pressekonferenz haben nun Beppo Mauhart, Präsident der Wirtschaftsinitiative neues Künstlerhaus (WINK), Joachim Lothar Gartner als Präsident des Künstlerhauses und die Architekten Krischanitz und Jabornegg & Pállfy einen neuen Anlauf präsentiert. Bereits 1999 waren Jabornegg & Pállfy zum Sieger eines Bewerbes für den „Kunstplatz Karlsplatz“ gekürt worden. Der Wettbewerb war rund um den Ausbau der U-Bahn Wendeanlage unter dem Künstlerhaus und dem Musikverein ausgeschrieben worden und sollte Nutzungskonzepte für die neu entstandenen unterirdischen Flächen erarbeiten. Gemeinsam mit Adolf Krischanitz haben Jabornegg & Pállfy nun eine Studie für den Ausbau dieser Flächen, die Errichtung zweier neuer Baukörper neben dem Künstlerhaus und die Sanierung und adaptierung des Hauses selbst erarbeitet. Insgesamt könnten bei der Realisierung rund 13.500 m2 Ausstellungsfläche entstehen und somit das Raumangebot des Künstlerhauses verdoppeln. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und die Stadt Wien haben für diese Studie ein Gutachten in Auftrag gegeben, das neben der architektonischen und räumlichen Konzeption auch die zu erwartenden Baukosten abschätzen soll. Die Architekten selbst beziffern die Baukosten mit rund 30 Millionen Euro. Mit einem Abschluss des Gutachtens ist bis Herbst 2010 zu rechnen. Für Mauhart und Gartner ist damit die Basis geschaffen, endlich die längst überfällige Entscheidung über die Sanierung und/oder den Ausbau des Künstlerhauses zu treffen. Sie wollen die nun vorgestellte Studie als Angebot an verschiedene mögliche Nutzer verstanden wissen, wobei sich Gartner und Mauhart nicht ganz einig sind, wie groß dieser Kreis letztendlich sein soll. Während Beppo Mauhart auch Vorschlägen zum „Haus der Geschichte“ und einer Teilbespielung durch das Wien Museum offen gegenübersteht, legt sich Gartner auf den schon oft diskutierten Umzug der Kunsthalle Wien auf den Karlsplatz fest. Dass Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle, dies schon mehrfach kategorisch ausgeschlossen hat, scheint ihn dabei wenig zu beirren. Auch innerhalb der Künstlerschaft scheint das Projekt noch nicht auf ungeteilte Zustimmung zu stoßen – zu groß ist offenbar die Angst der Mitglieder des Vereines, Ausstellungsflächen zu verlieren und die Eigentümerschaft mehr oder weniger aufgeben zu müssen. Als weiterer, und nicht unattraktiver Partner, kommt nun noch das Österreichische Filmmuseum ins Spiel, das schon seit langem seiner schwierigen Depot- und Vermittlungssituation entkommen möchte. In einer Studie vom März 2010 setzt das Filmmuseum seinen optimalen Flächenbedarf mit rund 7.300 m2 an, also zeimlich genau jene Fläche, die das erweiterte Künstlerhaus bieten könnte. Alexander Horwath, Direktor des Filmmuseum betont zwar, dass diese Studie und das zugehörige Vermittlungskonzept räumlich neutral zu verstehen ist, ein Nutzungsangebot für den neuen Ort am Karlsplatz würde er aber kaum ablehnen. Ohne eine grundlegende Entscheidung der Wiener wie Bundes-KulturpolitikerInnen ist die verzwickte Situation aber nicht aufzulösen. Der Verein besitzt das wahrscheinlich teuerste Grundstück Österreichs, kann das darauf befindliche Haus aber nicht sanieren weil die Mittel fehlen. Das Haus für die Sanierung entweder an die Stadt Wien oder den Bund abzutreten scheint für die KünstlerInnen ebenfalls keine Option zu sein, wohl aus Angst, die Souveränität über die Programmgestaltung zu verlieren. Die Mitgift, die die „Braut“ Künstlerhaus zu bieten hat, ist eine durchaus attraktive. Den „Ehervertrag“ aber nur auf Forderungen aufzubauen, wird sie sich auf Dauer aber nicht leisten können.
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1 Posting in diesem Forum
schon mal auf deren internetseite geschaut?
hellgirl | 20.07.2010 10:27 | antworten
da liest sich die struktur des vereins als wäre alles im 19 jahrhundert stecken geblieben, sektion malerei, sektion architektur,.... kaum hat man je von den meisten mitgliedern auch nur lokal etwas gehört oder gesehen, da wäre ein austausch von leuten dringend gefragt, natürlich muss auch eine eher verstaubte künstlerriege wo unterkommen, ich denke aber das könnte man als eine art "die letzten 100 jahre" ausstellung einmalig bringen

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