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Fußball und Leben

Ein Pass von Rummenigge ist wie ein Satz von Thomas Mann. Ein leider viel zu früh verstorbener Germanistik-Professor aus fernen Studien-Tagen hatte keine Scheu vor diesem Vergleich. Als ausgewiesener Kenner der deutschen Aufklärung war er zudem über jeden Zweifel erhaben. Gesehen haben wir solch fußballerische Kunst-„Sätze“ in den letzen Tagen etwa von Özil oder Schweinsteiger und der Aspekt der „bunten Republik Deutschland“ kommt hier sogar noch gleich hinzu. Dies zwar keine Sprachkreation von Thomas Mann, aber immerhin von einem gerade frisch eingewechselten Bundespräsidenten, der zwar nicht gerade den Alters-Durchschnitt von Jogis junger Truppe repräsentiert, aber immerhin der bislang jüngste erste Repräsentant dieses Staates ist. Mit Laufställchen im Schloss Bellevue – jünger geht nimmer! Weit vor dem Humus aus Bildung und Kultur, hat das Phänomen ‘Fußball’ wohl seinen Zellkern im Irrationalen, fast Mytischen. Die kollektive Ur-Schrei-Therapie rund um das lederne Fetisch beschreibt das Lebens-Modell schlechthin: Sieg und Niederlage, höchstes Glück und Todestrauer, Verrat und Bestechung, Zufall und Taktik, Geld und Politik. Die Form des banalen Lebensballs wird in diesem Augenblick durch Sepp Herbergers’ Erkenntnis - Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten - nicht minder rund. Mit etwas Glück kann man 90 Jahre mit jenem Lebensball spielen. Während dieser Zeit wird gefoult und getrickst, getäuscht und gesiegt oder verloren – verdient oder unverdient. Also, liebe Fußball-Ignoranten: Besser als durch das Schema des Fußballspiels ließe sich das Lebensmuster kaum wiedergeben! Und die „blinden“ Schiedsrichter, wie lassen sie sich auf’s Leben an sich übertragen? Ganz einfach: Recht haben und Recht bekommen schließen sich bisweilen aus. Als Nächstes also gegen Spanien. Auch hier wird der Ball rund sein und das Spiel 90 Minuten dauern oder 120 Minuten oder Elfmeterschießen....
Mehr Texte von Roland Groß

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