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Rirkrit Tiravanija: Das Kunstwerk Leben

Der 1961 in Buenos Aires geborene Thailänder Rirkrit Tiravanija machte sich in den neunziger Jahren einen Ruf als Kochkünstler. Von den einen euphorisch gefeiert, wurde ihm von den anderen heftigst vorgeworfen, dass er einen Konsum orientierten immer neues einfordernden Kunstbetrieb bedient. Anlässlich der Eröffnung verwöhnte Rirkrit Tiravanija die Vernissagengäste mit Selbstgekochtem. Im Migros Museum in Zürich ging Tiravanija bei seiner Einforderung nach sozialem Kapital in der Kunst sogar soweit, dass er ein Museum in einen Supermarkt verwandelte. So simuliert er durch seine Rauminstallationen real funktionierende Situationen, die entweder sitespezifisch funktionieren oder zur Kommunikation anregen sollen. In der Wiener Secession ist er mit einem Sortiment von Schaumgummimatratzen und einer Edelstahlkonstruktion eingezogen, die sich in ständigem Umbau befindet. Sukzessive wird im Modellbau der Studiotrakt von Rudolf Schindlers Wohnhaus in Los Angeles nachgebaut. Durch Spiegelungen der Edelstahlfläche tritt ein Verdoppelungseffekt ein, der die inszenatorischen Interventionen zurück reflektiert. Dazwischen befindet sich unübersichtliches Chaos, verlassene Massagematratzen und Baumaterial. Nichts wird weggeschmissen oder aufgeräumt. Als ein Magazin der Erinnerung schreibt sich der Abfall und Müll als Spuren des Gebrauchs in den Ausstellungsraum ein. Anonyme Wandbemalungen wie \Kiss me, I wonna give you good frequences\ bilden appellative Strukturen. Palmen und Grünpflanzen verströmen südländisches Flair und schaffen eine Oase der Ruhe inmitten des Großstadtdschungels. Die Öffnung rund um die Uhr, die Rirkrit Tiravanija in seinen Projekten von den Institutionen einfordert, sind in der Secession auf einen 24-stündigen Countdown mit DJ-Line am Donnerstag reduziert: Erste Zugeständnisse an die Rahmenbedingungen des Ausstellungsbetriebes zeichnen sich ab. Dennoch bringt Tiravanija durch seine Projekte einen Gemütlichkeitsfaktor in die Kunst ein, der die Grenzen zwischen abgeschlossen Ausstellungsraum und öffentlichen Ort instabil macht. Für Puristen, die der Kunst einen Autonomiestatus abringen wollen, eine kompromisslose Begegnung.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Rirkrit Tiravanija
05.07 - 01.09.2002

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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