Wolfgang Pichler,
Marlene Hausegger - Scenic World: Fantasie als Rettungsring
Wenn es eine Künstlerin gibt auf deren Werk der Begriff „antielitär“ zutrifft, dann ist es wohl Marlene Hausegger, die mit ihren Interventionen im öffentlichen Raum ebenso verstörende wie vergängliche Kunst schafft. So etwa der auch für diesen Artikel titelgebende Rettungsring in Form eines Peace-Zeichens, der als „Lifesaver“ betitelt ironisch aber nicht ohne einen wahren Kern auf die ungeheuer lebensverlängernde Wirkung von Frieden hinzuweisen vermag. Solche sehr simplen, meist einfach mit bunten Klebebändern oder Kartons realisierten Perspektivenverschiebungen benötigen keinerlei Kunstverständnis oder höhere Bildung, um in ihrem Kern begriffen zu werden. Dass dann auch noch die Kraft der Ironie und des Humors das Ihre zum zufälligen Kunsterlebnis auf dem Gehsteig oder unter einer Mur-Brücke beitragen ist sicher nicht unerheblich.
In der aktuell in der Startgalerie gezeigten Ausstellung der 1984 geborenen Künstlerin fällt angesichts des starken Fokus auf temporäre Interventionen auf, dass es ihr durchaus gelingt, die längst nur mehr auf Fotos vorhandenen Arbeiten so zu präsentieren, dass auch ohne Text ein klar verständliches Bild der Situation, in der diese sich befanden, entsteht. So auch ein C-Print von einer Zinshaus-Fassade mit applizierten Augen und Tränen, das völlig ohne Vorwissen einen verstörenden, aufwühlenden Effekt hat. Erfährt man dann in einem kurzen Begleittext, dass es sich um ein Haus in einer traditionell jüdischen Gegend im zweiten Wiener Gemeindebezirk handelt, bekommt dieses Sujet des weinenden Hauses mit dem Wissen um die Shoah eine zusätzliche innere Logik.
Dass Fantasie im Sinn von Vorstellungskraft auch den tristesten Ort umzudefinieren und dadurch lebenswerter zu machen vermag, zeigen diese sicher von manchem als zu simpel oder gar naiv bewerteten Arbeiten. Aber wer würde nicht gerne mal auf einer Matratze durch den Schnee davonrudern können...
Mehr Texte von Wolfgang Pichler
Marlene Hausegger - Scenic World
25.06 - 22.07.2010
MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 (0)1 4000 8400, Fax: +43 (0)1 4000 99 8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di - Fr: 11:00 - 18:00, Do: 11:00 - 20:00, Sa: 11:00 - 16:00 Uhr
25.06 - 22.07.2010
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Email: musa@musa.at
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Öffnungszeiten: Di - Fr: 11:00 - 18:00, Do: 11:00 - 20:00, Sa: 11:00 - 16:00 Uhr