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Ugo Rondinone: Now how on: Die Schönheit des Loops

Eine spröde, eigentümliche, verletzliche Schönheit prägt Ugo Rondinones Fotoserie \"I Don\t Live Here Anymore\", die sein den Betrachter meist ernst anblickendes Gesicht auf die Körper weiblicher Models montiert zeigt. Den Einstieg bilden immer wieder Versatzstücke zeitgenössischer Alltagskultur: Modefotos eben oder, in der für die Ausstellung titelgebenden Installation, an New-Wave-Discos erinnernde pseudoarchitektonische Konstruktionen mit Spiegelmosaikverkleidung. Über einem von schwarz nach weiß verlaufenden Horizont sind dazu an den Wänden Zeitlupen-Videosequenzen in der Schwarzweißästhetik des Neorealismus zu sehen: Erst Menschen in zögerlichen Bewegungen, dann Ansichten von Straßen, durch die Windschutzscheiben von Fahrzeugen gefilmt. Ein ruhiger Musikloop unterstützt die sich wiederholenden Sequenzen; die ganze Arbeit folgt eher musikalischen Prinzipien der Wiederholung und Variation. Ähnlich ist es in \"Lowland Lullaby\": Hier spricht ein barfuß zu betretender Hochglanzboden mit wellenartigem Schwarzweißmuster aus Lautsprechern einen neurotischen Endlosdialog zwischen Mann und Frau. Die hoffnungslose Kommunikationsunfähigkeit paraphrasieren Fotos mit S/M-Szenerien, die immer nur einen einzelnen Menschen zeigen und das Prinzip des Sadomasochismus damit ad absurdum führen. Die geistige Verbindung Rondinones zu Samuel Beckett thematisieren im Kontext der Kommunikationslosigkeit nicht zuletzt die ausdruckslos am Boden sitzenden und liegenden Clowns in \"If There Were Anywhere But Desert!\". Es ist eine Welt des Zweifelns, des ironischen Ernstes und der unsicheren Wahrnehmung, die Welt von Becketts Murphy, der sich stundenlang dem Wippen in seinem Schaukelstuhl hingibt oder sinniert, auf wie viele Arten seine Lieblingskekse zu essen sind, die Ambivalenz von Trauer und Ironie, Pathos und lapidarer Präsenz, Banalität und Tiefe. So, wie eben das Dasein zwischen Clubland und Selbstreflexion ist.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Ugo Rondinone: Now how on
28.06 - 22.09.2002

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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