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Jürgen Klauke - Ästhetische Paranoia: Kabelsalat und andere Neurosen

Italien hatte Luigi Ontani, die Schweiz Urs Lüthi, Österreich seinen Attersee, in Deutschland war es Jürgen Klauke, und möglicherweise ließe sich die Liste noch fortsetzen. Sie alle schön wie junge Götter, setzten Ende der sechziger bis hinein in die siebziger Jahre ihren eigenen Körper durchaus androgyn wie lasziv ins Bild, mitunter in einer bisweilen noch nie präsentierten Schrillheit. Die Œuvres und Karrieren der Genannten haben sich nach dieser Zeit höchst unterschiedlich entwickelt, Klauke ist neben Videoinstallationen dem Medium der Fotografie treu geblieben. Das Karlsruher ZKM widmet nun mit „Ästhetischer Paranoia“ neuesten Arbeiten Klaukes, der sich seit jeher weniger als Fotograf, denn als Künstler definiert, der die Fotografie für seine (Selbst-)Inszenierungen nutzt. Über die Jahre ist die Schrillheit der frühen Travestien einer reduzierten Strenge gewichen, die die Abgründe der menschlichen Existenz nicht minder bloß legt. Steckdosen und Kabelverbindungen bekommen dabei eine ganz eigene Ästhetik, tritt das menschliche Individuum auf den Plan, wird es zum einsamen Hampelmann eines technoiden Umfeldes. In der titelgebenden Serie hingegen ist es eine in ihrer Länge nicht enden wollende Langhaarperücke, die der auf die Ebene eines weiß bezogenen Bettes geworfenen Existenz zur Herausforderung wird. Doch irgendwann enden auch die sorgsam geordneten, Sicht wie Gesicht verdeckenden Strähnen wild zerzaust auf dem Laken, und man möchte es gerne als Triumph des Seins über den Schein verstehen. So sehr diese neuen Arbeiten, deren tiefe, satte Schwärze nur durch Kopf und Hände des Künstlers selbst, wenigen weißen Requisiten und Glanzlichtern aufgehellt werden, durch ihre Eindringlichkeit bestechen und eine Weiterführung dieses überaus konsequenten Werkes bedeuten, so sehr mag man sich über die einzig farbige Serie mit dem Titel „Schlachtfelder“ wundern. Ein wenig rot spritzende Farbe, einiges klaffendes Tiergekröse, nicht, dass Hermann Nitsch oder Heinz Cibulka derlei für sich gepachtet hätten, aber irgendwie will diese Arbeit nicht so recht in das Œuvre passen. Mal sehen, was man hierzulande zu der dargebrachten Eingeweideschau sagt, ab 23.10. wird die Schau im Salzburger Museum der Moderne gezeigt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Jürgen Klauke - Ästhetische Paranoia
13.05 - 03.10.2010

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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