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Vernetzungen etcetera

Angefangen hatte es, unter anderem, mit Friedrich Achleitners kritischem Aufsatz \"Verdrängungen etcetera\" in der Nummer eins. Zwei Jahrzehnte hindurch war man in bester Wiener Tradition einer selbstreflexiven, skeptischen Analyse der Moderne verpflichtet. Immer wieder wurden von Koryphäen wie Friedrich Kurrent, Vittorio Magnago Lampugnani, Martin Steinmann und Akos Moravánszky Leitmotive wie Funktionalismustheorie und Architektursemiotik und -semiologie behandelt, etwa mit Loos/Frank/Wittgenstein oder Christopher Alexanders \"Pattern Language\". Im soliden Twenalter ist \"Um Bau\" nun in seine Sturm-und-Drang-Phase gekommen: Globale Vernetzung soll den Ausgangspunkt bilden, der zweisprachige Titel ist sichtbares Zeichen der neuen Internationalität. Jede Ausgabe behandelt, neben einem chronikartigen Österreich-Teil und einem Fotoessay, einen bestimmten Themenkreis, Autoren werden per \"call for papers\" akquiriert. Nr. 19 als zweite im umgekrempelten Konzept, zusammengestellt von Christian Kühn und Kari Jormakka, bringt \"Diagramme, Typen, Algorithmen\". Nicht die Typisierung als zentrales Thema der klassischen Moderne ist gemeint, sondern das Diagrammatische im Entwurfsprozess; dabei wird auch wieder Christopher Alexander mit seinen \"patterns\" zitiert. Bart Lootsma behandelt unter anderem MVRDVs 3D City, Michael Shamiyeh und Thomas Duschlbauer Fragen wie die nach der Relevanz des Prinzips Flaneur im Zeitalter der Shopping Malls und der Bedeutung der Sprache in der von den fragmentierten Reizen der Internet-Ära geprägten Gegenwart. Viel soziologisches und philosophisches Grundwissen wird dem Leser abverlangt, große Dosen von Deleuze und Foucault wollen verinnerlicht sein, um alle Referenzen der Autoren nachvollziehen zu können. Insgesamt hält das Leitthema die Beiträge aber eher lose zusammen. Etwas weniger Abstraktion täte dem verjüngten Um Bau sicher gut. Auf seine Zukunft darf man jedenfalls gespannt sein. Um Bau 19: Diagramme, Typen, Algorithmen. Hg. ÖGFA/Institut für Architekturtheorie TU Wien, Edition Selene, Wien, Juni 2002
Mehr Texte von Iris Meder †

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