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Der Praterstern: Pulsierender Stern

\"Das Andere in der Stadt oder: wie viel Ordnung braucht der Praterstern?\" Das IFK veranstaltete vom 6. bis 8. Juni im Haus der Begegnung eine Tagung zum Thema, die vor allem eines zeigte: Der Praterstern ist eine ideale Projektionsfläche. Das Schmutzige, Andere, Fremde, Kleinkriminalität und sozialromantische Klischees werden hier geortet. Ein Blick auf die Kriminalstatistik straft den schlechten Ruf, der dem Praterstern vorauseilt, Lügen: Vier Raubdelikte gab es 2001; bei einer Frequenz von 80.000 Passanten täglich fast ein Wunder. Öffentlicher - und privater - Verkehr, Menschen, Waren und Müll aller Art zirkulieren hier, Versorgungs-Abfall-Verkehrssysteme überlagern einander, werden von verschiedensten Menschen gekreuzt und genutzt. Pendler, Touristen, Obdachlose, Einsame, Anrainer, Alkoholiker, Jugendliche, Händler, Umsteigende, Polizisten: Die weitläufigen über- und unterirdischen Anlagen des Pratersterns nehmen alle auf. Kebab-Stände, Billigläden, alte Plakate, Graffiti, die einnahmenstärkste Billa-Filiale Wiens: Eine penetrante Farben, Geräusch - und Geruchskulisse erzeugt einen chaotischen Eindruck. Seit Jahren ist der Praterstern ein Stachel im Fleisch des schmucken Wien. Im Zuge von U2 Erweiterung und Bahnhofsoffensive wollen Stadt und ÖBB nun um 37 Millionen Euro Ordnung schaffen. Verwahrlosung, Treppensteigen und Ähnliches seien unzumutbar. Die große Halle ist schon leer. Hier kann keiner mehr sitzen. Viele Wünsche bündeln sich auf dem Praterstern. Anrainer wollen mehr Sauberkeit, Planungsstadtrat Rudolf Schicker mehr Komfort für noch mehr Umsteiger, die mit der U2-Verländerung zu erwarten sind. Die ÖBB will einen sauberen, funktionierenden Bahnhof, der Renditen bringt, Bezirksvorsteher Gerhard Kubik einen Platz für die Leopoldstädter. Trotz aller Beteuerungen, auf sogenannte \"Randgruppen\" einzugehen, die im Chaos des Praterstern eine Lebensnische gefunden haben, hängt die Ordnung wie ein Damoklesschwert über dem Ort. Jens Dangschat, Stadtforscher und Soziologe warnt vor den drei S: Sicherheit, Service, Sauberkeit. Mit zu beseitigenden Missständen beginnt global die Ausgrenzung verunsichernder Faktoren. Aufwertung heißt auch Verdrängung gewisser Gruppen. Für den Praterstern ist das zu befürchten.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Der Praterstern
11 - 11.06.2002

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