Manfred M. Lang,
Der nachösterliche iWahn
Also der Osterhase wird gerade wieder einmal schleunigst eingemottet. Restliche Schokoladeeierhasen werden brutal eingeschmolzen oder einfach für nächstes Jahr im Nylonsackerl aufgehoben. Wer weiß, wie alt die heurigen schon sind.
Der Papst hat auch nicht das gesagt, was die Presseheinis sich erwartet haben und Tiger Woods schlägt schon bald die Stunde des Abschlags.
Was aber keines Falls vergessen werden darf – Ostern 2010 war natürlich die Zeit des „Gadgets als kulturellen Mega-Events“.
Und für die ganz Wenigen, die jetzt noch nicht wissen, was der Standard in seiner osterdienstäglichen Ausgabe gemeint hat – das iPad ist da.
Am ersten Tag wurden so an die 500.000 iPads in den USA verkauft.
Apple hat also wieder einmal innovations- und gewinnträchtig zugeschlagen. Das mit der Kultur könnte man jetzt natürlich hinterfragen, aber wenn man weiß, dass zu Verkaufsbeginn Apple-Cheerleader die Kaufbereiten noch ein bissl aufgegeilt haben – also vielleicht ist das der kulturelle Teil des Megaevents.
Sicher am iPad kann man sich Bücher lesend kulturell betätigen. Es gibt zwar noch nicht so viele Bücher, die man sich draufladen kann – aber das wird schon noch – Hauptsache der iPad wurde einmal kulturell cheerleadesk eventisiert.
Und Hauptsache, die Medien schreiben so lange brav und jubilierend über das iPad, bis auch ich eines besitzen werde.
Dann entsorge ich einfach meinen PC, den ich dann nicht mehr brauche – habe ja nur zwei Hände – und arbeite so lange mit diesem wunderbaren, notwendigen, stets vielseitig verwendbaren Gerät – das ist jetzt voraus eilende unbezahlte Werbung – bis der nächste Kulturgadget über mich herein bricht. Wird sicher nicht allzu lange dauern.
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