Werbung
,

Fotogalerie Wien - Ein Ort, ein Thema, sieben Beiträge: Siebenmal Perspektivwechsel

Es wäre schade, an der abseits der SOHO-Hauptverkehrslinien gelegenen Gaullachergasse Nr. 37 vorbeizulaufen. Die Fotogalerie Wien zeigt hier nämlich eine kleine, fein zusammen gestellte Schau. An der Wand befindet sich eine auf den ersten Blick täuschend echte Tür in Originalgröße von Klaus Pamminger: Gründerzeit, Holz, Glasfenster. Sehr geschickt montierte Pamminger zwei Fotos in die Türscheiben. Sie täuschen eine stimmige Situation vor und sind doch zwei unabhängig zusammengesetzte Teile. Überaus witzig bettete Iris Andraschek die anonymen ländlichen Kunstwerke und Skurrilitäten, die sich auf Feldern, in Hausgärten oder auf Plakaten finden, aufs Bärenfell. Wie Pixie-Bücher mit rosa Geschenkschleifen zusammengebunden, lassen sich hier Fundstücke österreichischer Volkskultur durchblättern. Mit großer Präzision richtet Susanne Gamauf den fotografischen Blick aufs Private: Als Alltagsobjekte erzählen hier nicht inszenierte, im häuslichen Umfeld entdeckte Blumen und Pflanzen zwischen einer Spülmittelflasche, Fliesen, Gläsern und Büchern Geschichten vom Leben. Erschreckend und irritierend sind Gisela Erlachers Innenräume: Steril saubere, leere Gangfluchten, WCs, Schnellbahnstationen. Ein kleiner, leerer Raum lässt an klösterliche Askese denken - es handelt sich um eine Gefängniszelle. Heil und Grauen liegen nahe beisammen. Verbrechen und Fremdheit assoziiert man auch mit Alfred Wetzelsdorfers Fotografie eines vermummten Menschen: Alien oder Bankräuber, möchte man fragen. Nicht rauben, sondern einen Euro zahlen sollte man für Helmut Kandls Postkarten mit künstlerischen Seitenblicken auf typische Idyllen. Sie motivieren zum Perspektivwechsel: Tourist in der eigenen Stadt werden und Karten aus Wien schicken. Sprüche in klassischer Schreibmaschinenschrift kommentieren bissig die Bilder. \"Viel Wissen macht Kopfweh\", steht unter zwei etwas korpulenten, nicht mehr blutjungen, lesenden Badenixen zwischen Luftmatratzen und Handtüchern vor der Kulisse der UNO-City an der Alten Donau. Ob die Lektüre Kopfweh macht, ist fraglich. Ob man sich \"Ein Ort, ein Thema, sieben Beiträge\" ansehen sollte, nicht. Fotogalerie Wien, Gaullachergasse 37, A-1160 Wien
Mehr Texte von Isabella Marboe

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Fotogalerie Wien - Ein Ort, ein Thema, sieben Beiträge
25.05 - 08.06.2002

Soho in Ottakring 2007
1160 Wien, Brunnengasse 68/9
Tel: +43-1-406 41 54-70
Email: contact@sohoinottakring.at
http://www.sohoinottakring.at


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: