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E 2,50 für einen Kunstblickkontakt

In der Frankfurter Allgemeinen wars zu lesen. Der deutsche Bundesverband bildender Künstler hat seine dreitägige Vollversammlung im Dessauer Bauhaus abgehalten. Drei Tage Versammlung. Eine politische Großpartei versammelt sich meist zwei Tage lang. Die bildenden Künstler Deutschlands tagen drei volle Tage. Da ist dann klar, dass sich die Resultate - sprich Forderungen und Wünsche - sehen und hören lassen können. Vieles wird berechtigt gewesen sein, vieles notwendig und vieles unsinnig. Vor allem, wenn so eine Vollversammlung gleich drei Tage dauert. Berechtigt und notwendig war z.B. die Forderung, die 1994 aus Spargründen gestrichene Zweiprozentgarantie der Bausumme für Kunst am Bau wieder einzuführen. Völlig dämlich wiederum ist die Forderung nach einer Zahlungsverpflichtung für Ausstellungshonorare. 2,50 Euro pro Besucher schweben den deutschen Künstlervertretern vor. Ich meine das ist ganz schön happig. Da muss man schon Vorschläge unterbreiten, wie das zu finanzieren ist. Z.B. durch eine von den Künstlern ernst gemeinte 10%ige Erhöhung der Eintrittsgelder. Und diese 2,50 Euro pro Kunstblickkontakt kriegen natürlich nicht der oder die ausstellenden Künstler sondern - genau - die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst. Das muss man verstehen, die will einfach nicht mehr nur parasitär vor sich hinexistieren, die will endlich auch etwas zu tun bekommen. Und zwar viel. Wenn nämlich jetzt in einer Bankfiliale ein Künstler seine Werke zeigt, muss selbstverständlich kontrolliert werden, wer die Bank in Geld- und wer diese in Kunstangelegenheiten betritt - und wer kann das besser als eine kropfnotwendige Verwertungsgesellschaft, die gar so gern beweisen möchte, wozu es sie überhaupt gibt. Bei der diesjährigen Vollversammlung wurde \"nur\" ein Honorar für Ausstellungen in Museen, Ausstellungshallen, Kunstvereinen, Banken, Sparkassen und Rathäuser gefordert. Die Galerien haben die deutschen Künstlervertreter noch ausgespart. Z.B. bis zur nächsten dreitägigen Versammlung. Wir in Österreich haben da wieder einmal Glück, denn die gewählten Vertreter der IG bildende Kunst sind allesamt Künstler, die den Kunstbetrieb mit all seinen Notwendigkeiten genau kennen und wissen, dass eine optimale und störungsfreie Öffentlichkeit Voraussetzung für Erfolg ist. Die österreichischen Künstlervertreter, Galerien und Ausstellungsinstitutionen haben Gott sei Dank eine so intakte Gesprächsbasis, dass diese deutschen Kurzsichtigkeiten keine Übertragungschance haben.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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