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Phänomen IKEA: Pimp up Ikea

IKEA ist ein Phänomen. Mühelos trat das schwedische Möbelhaus den Beweis an, dass Designanspruch, Massenkompatibilität, individueller Selbstbau und kollektives Großfamiliengefühl einander nicht zwangsläufig widersprechen müssen. Das Hofmobiliendepot widmet ihm nun eine Ausstellung. An die 100 Exponate zeigen, wie sich das Design seit der Frühzeit des Unternehmens entwickelte, zwanzig davon stammen aus dem IKEA Museum in Älmhult. Das walking-chair design Studio baute den Möbeln etwa 50 cm hohe, freigeformte Podeste aus der High-Tech-Beschichtung POLYUREA. Ihre quasi-organischen Konturen sind den schwedischen Schäreninseln nachempfunden. Diese Themensinseln bringen transformierte Klassiker wie ÖGLA (1964, Gillis Lundgren), die flachverpackungskompatible Steckversion des Thonet Stuhls Nr. 18, die Kreationen von Bengt Ruda, einem IKEA-Design-Pionier, PS-Kollektionen und andere Entwicklungsstufen auf Aughöhe mit den Betrachtenden. 1943 gründete der 17jährige Ingvar Kamprad die Firma, 1948 wurden Möbel ins Sortiment aufgenommen, 1951 erschien der erste Katalog, der es heute weltweit auf eine Auflage von fast 200 Millionen in 28 Sprachen bringt. Eine Ahnenreihe aus Österreich und einige Exoten aus Israel, China, Japan und Saudi-Arabien sind in der Schau zu sehen. „IKEA ist ein Seismograph der Gesellschaft,“ so Kurator Markus Laumann. 1956 startete die Produktion von Möbeln nach Eigenentwürfen in Flachverpackung zur Selbstmontage. Das modulare Regalsystem IVAR wurde zum Synonym für eine Generation, die sich von ihren Eltern unterscheiden und lieber improvisieren als passiv konsumieren wollte. Von BILLY wurden bis dato 41 Millionen Exemplare verkauft, längst ging das kritische Moment in einem generationenübergreifenden Konsens auf. Dafür hinterließen die Postmoderne, die deutsche Fußball-WM, das Thema Nachhaltigkeit und andere zeitgeistigen Tendenzen ihre Spuren im Sortiment. Auch der Vergleich zwischen einem mit heimischen IKEA-Bestsellern eingerichteten Raum und dem statistisch häufigsten Wohnzimmer, das die Werbeagentur Jung von Matt Donau ermittelte, wird nicht gescheut. 1977 kam IKEA nach Österreich, 1995 wurde bei der Möbelmesse in Mailand die erste PS Kollektion präsentiert. Unter diesem Label brachten große Designer eine zusätzliche Prise Innovation in die Serienproduktion: 1998 baute Ehlen Johansson Starkstromisolatoren zu den Teelichtern PS Tealight um und legte Nicholai Wiig Hansen einen rot lackierten Spind zum Sideboard PS Red Cabinet quer. Henrik Kjellberg und Mattias Lindqvist machten aus einem Eimer die Hängeleuchte PS Lamp, 2002 dachte sich Maria Vinka den aus Bananenblättern über einem Metallgestell geflochtenen Schaukelstuhl PS Gullholmen aus, 2003 erfanden Hanna Ivarsson & Per Ivar Ledang den Teddy-Kindersessel PS-Brum, den es auch als Kuscheltier gibt. Besonders witzig ist die exklusive Pimp-Up-Light-Show im Erdgeschoß, für die sechs heimische Designer IKEA-Stücke weiter bearbeiteten. So verwandelte walking-chair Designer Karl Emilio Pirker die weiße Lampe PS MASKROS (Marcus Arvonen) mit farbigen, durchscheinenden Plättchen zum blumigen Luster namens Shiatsu Flower. Vandasye-Design (Peter Umgeher und Georg Schnitzer) tauchten vollmondweiße Hängelampen Fado mit unterschiedlichen Grau- und Schwarztönen in entrückt abstrakte Sphären.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Phänomen IKEA
09.04 - 11.07.2010

Möbelmuseum Wien
1070 Wien, Mariahilfer Strasse 88, Eingang Andreasgasse 7
Tel: +43-1-524 33 57
Email: info@moebelmuseumwien.at
https://www.moebelmuseumwien.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 h


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