Feminine Fifties - Die Wirtschaftswunderfrauen: Teenager im Regal

Was war das für eine seltsame Zeit, in der sich gesettelte Bürger Teenager aus Keramik ins Regal stellten? Oder sollten die Teenager etwa selbst die mit Vespas, Sonnen- oder Regenschirmen, kecken Kopftüchlein, Röhrenhosen, Dufflecoats und sonstigen Teenage-Accessoires ausgestatteten Mädchenfiguren gekauft haben? Eine Alternative boten, neben den unverzichtbaren Pudeln, bemerkenswerterweise Javanerinnen, vor allem aber "Negerinnen" (wahlweise auch in der männlichen Ausführung), Massai-artig schlank und mit - gerne echten - Baströckchen und großen Metall-Ohrringen bekleidet. Das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse nimmt das 90jährige Gründungsjubiläum der Favoritner Firma Keramos zum Anlass, anhand dieser und anderer Phänomene das Frauenbild der mitteleuropäischen fünfziger Jahre zu beleuchten. Transportiert wurde damals vor allem das Ideal der stets topmodisch gekleideten und geschminkten Haus- und Familienmanagerin, die in der pastellfarbigen Kleinküche mit souveränem Lächeln zum Wohle ihrer Familie den Kochlöffel schwang und dank moderner Haushaltsgeräte am Abend im Cocktailsessel noch Zeit fand, ein Buch zu lesen. Die Keramos-Kaffeegeschirre, -Vasen, -Wandmasken und -Nippesfiguren sind prototypische Accessoires jener Zeit. Ihre Designer waren, hier und da ist es noch ein wenig zu merken, in der Wiener Werkstätte sozialisiert, formal stehen die Entwürfe in einer Reihe, die über Bimini, Hagenauer und Goldscheider führt und dabei irgendwann immer häufiger die unscharfe Grenze zum Kitsch überschritt. Mit dem architektur- und designorientierten Ausstellungsprogramm der PSK hat das nur peripher zu tun. Die Produktion der in den neunziger Jahren geschlossenen Manufaktur bildet hier aber den Anlass dafür, in durchaus ambitionierter und auch unterhaltsamer Weise ein lebendiges Bild der Alltagskultur einer Dekade zu zeichnen, deren erstes Revival auch schon wieder fast dreißig Jahre zurückliegt.

Mehr Texte von Iris Meder †

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Feminine Fifties - Die Wirtschaftswunderfrauen
13.04 - 22.05.2010

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr

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