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Art Position 2002: Hochprozentig lustvoll

Figurativ, bunt, verspielt, und kritisch geben 70 aufstrebende junge Künstler in der "Art Position 2002" kräftige Lebenszeichen von sich. Deborah Sengl überzieht in "Sich den Luxus erzüchten" nackt hingestreckte Pin-Ups mit grafischen Mustern, die an Ganzkörper-Wolford-Strumpfhosen erinnern. Blondhaar, Augen und Mund bleiben über. "I found Gold" schreibt Katrin Plavcak auf die moderne ockerfarbene Variante des Goldhintergrunds alter Tafelbilder, und malt ein hockendes Kind mit Suchhund davor. Nora Ruzcis zeigt in "Facts for the visitor", wie man zum Heiligenschein kommt. Eine Mädchen in weißem Ballkleid nimmt einen Neonleuchtring aus einer Lade, ein rotes Herz strahlt über dem Kopf. Der reiche Bilderfundus aus Werbung, Medien und Kunstgeschichte wird geplündert, verfremdet, neu interpretiert, souverän gemalt, computergeneriert, gebastelt und gebaut. Peter Höll konstruierte die Maschine "Trafikant": Sie will vom Betrachter mit Zigaretten versorgt werden, drei kann sie gleichzeitig verpaffen, der Rauch wird durchs Gehäuse ausgeblasen - ein bissiger Kommentar zur Tabakindustrie. Carla Degenhart fotografierte bedeutungsvoll ein Straßenschild ab: "11 de Septiembre". Aus 1,5 t Sand stellte Markus Hinterthür "skizzenhafte Fragmente für die Sandburg" auf den Brauereiboden, nimmt damit die Nähe der Kunst zum Kommerz aufs Sandkorn. Wer die Arbeit erwirbt, bekommt die Bauanleitung mit dem Sand geliefert: Do-It-Yourself-Kunst. Naiv sind die bunten, plakativen Arbeiten nicht. Carla Degenhart stickte in "weiblicher" Manier eine "Lo-Li-Ta" auf eine Markise. Ein kleines Mädchen im Höschen, lesend, von hinten, mit gegrätschten Beinen. Mehr braucht es nicht, um Missbrauch zu thematisieren. Maja Vukojes riesengroße Puppen strahlen eher irritierendes Schweigen als Unschuld aus, auch Anna Jermolaewas "Duo" lässt sich nicht ohne Beklemmung betrachten. Hari Schütz von der Machart her harmlos kindlich wirkende Blätter stellen Gewalt und Perversion unverblümt zur Schau. 220 Arbeiten geben der atmosphärischen historischen Industriearchitektur der Ottakringer Brauerei aktuelle Inhalte: Es ist eine Lust, durch ihre über Gersten-Hopfen- und Hefeboden verstreute Vielfalt zu flanieren. Am Schlusstag, dem 8. Juni, findet ab 18.00 Uhr die Versteigerung der ausgestellten Kunstwerke statt. Anschließend gibts ein Fest. Im Rahmen des Kulturfestivals SOHO in Ottakring. www.sohoinottakring.at
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Art Position 2002
25.05 - 08.06.2002

Art Position
1160 Wien, Feßtgasse 16
http://www.artposition.com
Öffnungszeiten: geschlossen


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