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American International Fine Art Fair: Lauwarmes Menü für hungrige Käufer

Die American International Fine Art Fair in Palm Beach ist zurück. Zumindest die Käuferseite. Die Händler waren zum Teil offensichtlich nicht gewillt, vor der Tefaf ihre scheuen Spitzenstücke im gleißenden Licht der Öffentlichkeit zu verbrennen. An einigen Ständen ist daher lauwarme, marktbekannte Ware zu sehen. Bei ihnen steht das Angebot in krassem Gegensatz zum aufgebrezelten Publikum, das nach einem Jahr der Bescheidenheit jetzt wieder zeigt, was man hat. Die Krise ist kein Thema, auch wenn ein Galerist erzählt, es gelte immer noch die Devise: „Don't mention the 'M'-word!“ Gemeint ist der Madoff-Skandal, der in der jüngeren Vergangenheit gerade in Florida viele Privatvermägen spürbar dezimiert hat. Doch jetzt scheint alles wieder gut zu sein. Darauf hofft nicht nur Stefan Brenske aus München, der nach einem Jahr Pause wieder seine Ikonen mit Startpreisen ab 3.000 Dollar anbietet. Ebenfalls aus München angereist ist die Galerie Terminus, die nicht nur in einem anderen und hier weniger exotischen Markt-, sondern vor allem Preis-Segment tätig ist. 7,8 Millionen Euro soll ein Abstraktes Bild von Gerhard Richter mit Provenienz Frieder Burda kosten. Derartige Kaliber verkaufen sich auch hier nicht so schnell. Gleichwohl baut wohl auch Dickinson aus London auf die wiedererstarkte Sammelfreude der Einheimischen. Neben einer attraktiven Ansicht des Parks des Hospital Saint-Paul von Vincent van Gogh von 1889 zu 25 Mio. US-Dollar präsentieren sie die gerade frisch hereingekommene Rockefeller Madonna von Sandro Botticelli für 15 Mio. Dollar aus dem Besitz eines New Yorker Sammlers. Der hatte die Tafel mit Auktionskarriere 1992 bei Christie's in New York für 440.000 Dollar netto gekauft und gut gehütet, so dass sie jetzt eine gewisse Marktfrische hat. Auch einige Neulinge bemühen sich um einen gelungenen Einstand. Die Galerie Koch aus Hannover zeigt ein Mobile von Alexander Calder zu 1,25 Mio. Euro. Tilman Bohm aus Göttingen und Paris hat ein Paar Augsburger Landsknechtleuchter (300 000 USD) dabei, das seines Wissen das einzige seiner Art ist sowie eine große frühe Landschaft von Claude-Joseph Vernet (1,2 Mio. USD). Gleichzeitig offeriert er auf Komissionsbasis ein Gemälde von Berthe Morisot für eine Million Dollar, für das der Käufer bei Van Ham im Herbst 2007 etwa die gleiche Summe bezahlt hat. Bohm freut sich über die aktuelle Zurückhaltung seiner Kollegen, denn so kann er nach vielen Jahren Messeabstinenz gleich bei den Top-Veranstaltungen einsteigen. Er ist auch einer der wenigen Antiquitätenhändler mit einem international handelbaren Sortiment. Die meisten Kollegen stammen aus den USA und bedienen einen spezifisch amerikanischen oder floridianischen Geschmack. Auf dem internationalen Markt ist damit kein Staat zu machen. Andererseits werden aus gutem Grund etwa in Florenz auch keine Frankfurter Wellenschränke angeboten. Blue Chips in Öl sind hingegen international gängig, lassen sich hier jedoch möglicherweise leichter vermitteln als an etwas weniger mit Millionären gesegneten Standorten.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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American International Fine Art Fair
03 - 08.02.2010

Palm Beach
33401 Palm Beach, Convention Center
http://www.palmbeachfair.com
Öffnungszeiten: 12-19 h


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