Werbung
,

Augenschmaus - Vom Essen im Stillleben: Erste Sahne

Freilich: Über das Gastro-Marketing der aktuellen Ausstellung „Augenschmaus. Vom Essen im Stillleben“ kann man diskutieren. Ist es wirklich notwendig, dass sie von irgendwelchen Haubenkoch-Essen begleitet wird und im Katalog Rezepte publiziert werden – etwa jenes von Johanna Maier für ein „Sorbet vom grünen Apfel mit Champagnersüppchen“, das ausgerechnet neben einem höchst beklemmenden Stilleben von Maria Lassnig steht? Doch was hier so kulinarisch vermarktet wird, hat Hand und Fuß. Kuratorin Heike Eipeldauer versammelte – sinnvoll geordnet – Stillleben seit der Entstehung der Gattung bis zur Gegenwart: Man steigt ein mit der „Geburt des Stilllebens“, unter anderem mit einer „Heiligen Familie“ von Joos van Cleve, 1515 entstanden: Ein Arrangement mit Zitrusfrucht und Messer sowie einem Pokal dient hier erst einmal nur als Requisite der Szene. Wie später diese selbst zurücktritt, führt Pieter Aertsens „Christus bei Maria und Martha“ (1552) vor, wo im Vordergrund ein großes Stück Fleisch präsentiert wird. Anderswo wird das Stillleben als malerisches Experimentierfeld – Höhepunkte: Willem Kalfs „Prunkstilleben mit Glaspokal, Römer, Zitrone, Messer und Teppich auf einer Marmorplatte“ oder die triste Paprika-Versammlung Rudolf Wackers – aufgefasst oder aber auf seine Vanitas-Aspekte befragt; Martha Roslers „Kitchen Semiotics“ finden dort Platz, wo es um das Genre als „weiblich codierten Raum“ geht, ebenso wie Gemälde von Paula Modersohn-Becker oder Berthe Morisot. Dass Christian Ludwig Attersee auch mal richtig witzig war, zeigt sich in der Fleischabteilung: Hübsch manikürte Finger umwickelt er auf seinem pop-artigen Gemälde mit Schinken und arrangiert sie derart zu gschmackigen Kanapees. Mag sein, dass die Schau ruhig etwas kleiner und kompakter hätte ausfallen können: Dort und da, vor allem in den hinteren Räumlichkeiten, hätte man so manches ohne viel Schaden weglassen können. Doch insgesamt gibt dieses Projekt einen guten Überblick über das so beliebte Genre – und eröffnet gleichzeitig neue Zugänge. Dass auch die Kombination von alten Meistern und Gegenwartskunst nicht – wie häufig – einfach nur bemüht wirkt, zeichnet das Projekt zusätzlich aus. Was täte man bloß ohne Kunstforum?
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Augenschmaus - Vom Essen im Stillleben
10.02 - 30.05.2010

Bank Austria Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 1 537 33 26, Fax:
Email: office@kunstforumwien.at
http://www.kunstforumwien.at
Öffnungszeiten: Mo-So 10.00-19.00 h
Fr 10.00 - 21.00 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: