Werner Rodlauer,
Keine nackten Brüste im Ministerium
Es ist nicht zu leugnen: die Werbeästhetik überschwemmt uns täglich mit fragwürdigen Schönheitsidealen und mehr oder weniger bekleideten Frauen auf Plakatwänden und in Magazinen. Auch die Forderung der Guerilla Girls, dass Frauen nicht immer nur nackt und gemalt sein müssen, um ins Museum zu kommen, ist mittlerweile anerkannt und hat schon erste Erfolge gezeitigt.
Wenn man sich aber als Künstlerin mit dieser Problematik auseinandersetzt kann man schon mal selber ins Schussfeld geraten. So wie es jetzt Claudia Rogge passiert ist.
Ihre Arbeit „Rapport 080905“ hing vier Jahre im Bildungsministerium in Bonn und musste nun abgehängt werden, aufgrund des Protests der dortigen Gleichstellungsbeauftragten die ob der vervielfältigten entblößten weiblichen Brust die Mitarbeiterinnen gefährdet sieht.
Also findet man an der Stelle statt der Auseinandersetzung mit Uniformität, Frauenbild und Werbeästhetik nun ein Bild das nach Thomas Sondermann, Mitarbeiter im Ministerium, eher dem dort herrschenden Kunstgeschmack entspricht - den Billigdruck eines röhrenden Hirschen in einem alten Rahmen.
Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung hat sich zur Diskussion über die Freiheit der Kunst in ihrem Ministerium übrigens noch nicht geäußert.
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