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CX Huth - Pop Goes my World: Populäre Präorganisierung

Beethoven zählt zu den raren Deutschen, die geschafft haben, zum Ruhm der Stadt Wien beizutragen und da auch zu sterben. Er vollzog bei vollem Bewußtsein ein tragisches Künstlerschicksal, das ihn einsam und taub außerhalb der Geborgenheit durch Lebensmenschen wohl insofern tröstete, als er der Meinung war, Bach und Mozart zu folgen. Diese Exaltiertheit, mit großen Geistesverwandschaften zu prunken, darf man CX Huth in seiner Ausstellung „pop goes my world“  ähnlich zugestehen – auch ohne Lektüre des Pressetextes können einem Dubuffet(Zeichnung), Basquiat(Stil) und Jawlensky(Icon) sowie wohlmöglich Warhol(Strategie) einfallen. In pädagogisch eleganten Buchstaben, fast wie in der Albertina, sind auf der Wand Informationen platziert, die kenntlich machen, dass es sich hier um einen international gefragten Künstler vom Prenzlauer Berg handelt. Viele Titel bemühen die globale Pop- und Handelssprache. Sie sind ordentlich unter jedem Werk händisch durch den Künstler gemeinsam mit Entstehungsjahr, Größe und Preis angeschrieben. Das im Wandtext aufgeführte Motto handelt davon, dass keine Frage nicht gestellt werden darf, aber jede Antwort als Antwort gewürdigt werden kann – oder wie darf man sich „eine symbolische Pop-Art-Werte-Welt“  etwa vorstellen, die zu sehen der Text an der Wand so gut wie verspricht? Bilder, die jede Wand in jedem Gebäude zu schmücken könnten, also den Saunakeller genausogut wie die Bibliothek, das Esszimmer, die Couchecke? Dafür, dass den Arbeiten von CX Huth diese Eigenschaft zukommt, spricht die direkte, meist mit Primfarben kombinierte Arbeitsweise, deren Buntheit mit spontanen Figurzeichnungen korreliert, die hinter sich keinen tief gemalten Raum haben. Im Galerieraum selbst finden sich Sockel, an denen hochkopierte Schwarzweißzeichnungen ausgeschnitten versuchen, die Bildmotive in den Raum zu überführen, was besonders am Treppenabsatz zum oberen Raum gelingt,  wo ein Herzgesicht mit Mädchenkörper ein erstauntes Ei über sich schweben lässt. Es darf für wahrscheinlich gehalten werden, dass man auch Geschenkpapier, Badehandtücher, Geschirrsets und Möbelbezüge mit einem Design des Künstlers ausstatten könnte, ohne dass es wehtäte oder überfordern müsste – weil eine feine Eigenschaft der Popkultur darin liegt, überall hinzupassen, ohne anzuecken und Beunruhigung darüberhinaus auszulösen, dass ein Bild im Saunakeller vielleicht zuviel schwitzen könnte. Pop schwitzt nicht, ist auf coole Art gutgelaunt und drängt niemandem etwas auf, was nicht eh schon gewollt wird. So gesehen ist Pop die Überführung begeisternder Marketingstrategien in die Kunst, und darüber darf sich nur beklagen, wer die Kunst außerhalb des Markts, in religiös anmutender Unbeflecktheit, stattfinden lassen will. Beethoven schaffte es mit Für Elise zu jedem Handyklingeltonanbieter und in viele Leiermannorgeln, aber nicht in die Toilettenbeschallung der Albertina; da läuft Mozart. Noch nie hat jemand über diejenigen geschrieben, die nicht in die Popkultur eingespeist werden konnten, und somit kann man CX Huth anerkennend bescheinigen, dass er vorausschauend handelt.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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CX Huth - Pop Goes my World
22.01 - 27.03.2010

zs art Galerie
1070 Wien, Westbahnstraße 27-29
Tel: +43-1-895 9395 11
Email: galerie@zsart.at
http://www.zsart.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-18, h
Sa nach Vereinbarug


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