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Heavens Gift - Eine neue Strategie zur Präsentation zeitgenössischer Kunst: Geschenk aus der Hölle

Eher höllisch ist sein Ursprung, bunkermäßig die Atmosphäre des Flakturms im Arenbergpark, den das MAK seit einigen Jahren als Depot für Gegenwartskunst nutzt. Eine Etage, genauer gesagt. Der Turm, einer von sechs paarweise über die Stadt verteilten, entstand 1943 nach Entwürfen von Friedrich Tamms und war als autarke Stadt mit 2-6 m starken Betonwänden, Lazarett, Kraftwerk und Bunker für zigtausende Menschen konzipiert; eine unzerstörbare 3D City des 1000jährigen Reichs sozusagen. Nach dem Endsieg sollte er, mit Marmorfassade und Blendfenstern, als Denkmal der Bewegung dienen. Mit dem griffigen Kürzel CAT (für "Contemporary Art Tower") und einem gastrokulturellen Nutzungskonzept versehen, soll er, geht es nach Peter Noever, künftig ein monumentaler Ableger des MAK werden. Euphorische Kommentare von Catherine David, Boris Groys, Thomas Krens, Paul Virilio, Philip Johnson und Lebbeus Woods hat man schon eingeholt, ebenso Installationskonzepte der Hauskünstler James Turrell und Jenny Holzer. Etwas schlucken muss man freilich schon, wenn sich Turrell als Bewunderer Albert Speers outet. Ob er da so richtig Bescheid weiß? Das Entwurfsteam um Noever plant einen pathetisch überhöhten filigranen Erschließungsturm, der die Massigkeit des Sichtbetonkubus konterkarieren soll, mit Holzerscher Lichtleiste und einem zum Himmel offenen Turrell-Café im Bereich der Gefechtsstationen im neunten Stock, während zu ebener Erde Flächen für Modeschauen und Clubbings angemietet werden können. Geben soll es in den videofreundlich fensterlosen Räumen auch authentisch bei der Arbeit zu beobachtende Künstler. Kostenlose Zugabe der Nazi-Hinterlassenschaft ist ein großartiges Panorama vom Wienerwald bis zu den kleinen Karpaten und quer über die Stadt zu den großteils ungenutzten anderen Flaktürmen. Angeblich veranschaulicht der CAT "den Doppelcharakter der zeitgenössischen Architektur: Zugleich aktuell und virtuell". Was immer das bedeuten mag.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Heavens Gift - Eine neue Strategie zur Präsentation zeitgenössischer Kunst
27.06 - 10.11.2002

MAK-Expositur Gefechtsturm Arenbergpark
1030 Wien, Dannebergplatz 6
Tel: (+43-1) 711 36-231, Fax: 0043 1 711 36-227
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: derzeit geschlossen


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