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Zbynek Sekal: Fragile Schreine

Zbynek Sekal hatte es nicht leicht im Leben, und er machte es sich nicht leicht in der Kunst. \"Ralentir travaux\" - Arbeit verlangsamen: Dieser Titel eines surrealistischen Buches aus den dreißiger Jahren wurde zu seinem künstlerischen Lebensmotto. Jahrelang arbeitete Sekal an einem Werk, ließ es reifen, wartete mit unendlicher Hingabe und Geduld, bis die Dinge, die er um sich scharte, zu ihm sprachen. Behutsam kombinierte er verschiedene Hölzer, Metalle, Farbnuancen, legte so lange Hand an, bis sie zu einem poetischen Ganzen verschmolzen. Am eindrucksvollsten sind Zekals \"Gerüste\", die er ab Ende der siebziger Jahre entwickelte. Sekal erkannte die Schönheit und Poesie in weggeworfenen, liegengelassenen, ungeliebten alten Gegenständen. Er hob sie auf, gab ihnen ihre Würde zurück, verwandelte sie zu etwas Besonderem. Eine Lederpeitsche, vom Misthaufen gerettet, wird hier zum innersten Kern eines hölzernen Gerüstschreines. Sekals Werkstatt war voll von verschiedensten Fundstücken, die darauf warteten \"eingehaust\" und so mit einer sakralen Aura umgeben zu werden. Als widerspruchsvolle Einheit von Körper und Geist empfand Sekal den Menschen; er selbst schwankte zwischen dem Wunsch nach Öffnung zur Welt und der Notwendigkeit, sich zurückzuziehen, um in einsamer Stille seine Werke wachsen zu lassen. Fragil und widersprüchlich wie er sind auch sie: Geschützt von einer Holzstruktur, die doch selbst nur Gerippe, nur Essenz ist. Sekal stammte aus Prag, seine Entwicklung vom figürlichen Anfang hin zur Abstraktion, sein Ringen um die richtige Form ist in Krems gut nachvollziehbar. Die Werkgruppe der zusammengesetzten Bilder ist als Vorstufe zu den \"Gerüsten\" zu sehen, in denen Sekal seinen ureigensten, überzeugendsten Ausdruck fand. Diese fragil behausten Gebilde sind in Krems stimmig im offenen Raum im Raum präsentiert. Sekal musste vier Jahre in Theresienstadt und Mauthausen verbringen, seine abstrakten Arbeiten waren im kommunistischen Prag ungern gesehen. 1968 emigrierte er und lebte von 1970 bis zu seinem Tod 1998 in Wien. Die lebenslange Sehnsucht einer verletzlichen Seele nach Schutz wird in seinen \"Gerüsten\" spürbar.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Zbynek Sekal
02.06 - 18.08.2002

Kunsthalle Krems
3500 Krems, Franz-Zeller-Platz 3
Tel: +43-2732 90 80 10, Fax: +43-2732 90 80 11
Email: office@kunstalle.at
http://www.kunsthalle.at
Öffnungszeiten: Di - So und Mo wenn Feiertag 10-18 Uhr; in den Wintermonaten 10-17 Uh


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